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Skypen als Selbstgespräch

(7 April 2009/18:44:26)
Eigentlich ein Glück, dass eBay vor Jahren das wehrlose Plapperservice Skype gekauft hat. Die Herren Gebrauchtwarenhändler wissen zwar auch nicht so recht, was sie mit dem nützlichen kleinen Dienst machen sollen, aber zumindest wird kein Social Network draus. Leider gibt es neue Hindernisse bei den Mobilfunkern.

Auf die Frage, was man denn mit Skype wolle, konnte mir eine tapfere Mitarbeiterin des EMEA-Headquarters von eBay schon vor Jahren auch nicht mehr als "strategische Akquise" antworten. Das heißt bei Managern so viel wie "wird schon für irgendetwas gut sein". Gut ist zumindest der Gewinn von 500 Millionen Dollar im letzten Geschäftsjahr. Und die Wachstumskurve steigt im selben Winkel wie die Eiger Nordwand.

Angeblich soll das Business mit Skype out allein im letzten Quartal um 63 Prozent gewachsen sein. Kein Wunder, die meisten Carrier kriegen ja Handyausschlag, wenn sie den Namen nur hören. Schließlich sparen sich eine Menge Leute eine Menge Geld, indem sie vom Computer aus telefonieren. Und seit es einen mobilen universellen Computer gibt, mit dem man – ach ja – auch sehr gut telefonieren kann, kennt der Hype kaum Grenzen.

Kaum, denn einzelne Firmen, in deren Netzen das Skypen nun auch mobil funktionieren würde, machen einfach genau diese für die Anwendung zu. Angeblich - wie bei der Deutschen Telekom zu hören war - der Qualität wegen. Das ist ein wenig wie zusätzliche Polder für japanische Autos, sobald sie europäische Straßen befahren wollen. Natürlich nur der Qualität wegen, bitteschön. Mit UMTS versucht es Skype selbst schon gleich gar nicht.

Ich bin ja so froh, dass Skype nicht von Facebook gekauft wurde, als es eBay im vergangenen Jahr schlecht ging. Nicht auszudenken. Jetzt ist das ja ein nettes Tool, um zu chatten, zu videotelefonieren und um als Terrorist abhörsicher einen hübschen kleinen Wochenendanschlag zu planen. Aber wenn eines der sozialen Spaßmachernetze das Ding in die Hand bekäme, müsste man sich den Marketingslogan sehr einfach und sehr brutal vorstellen:
Alle reden mit allen - ohne Gnade

Also in etwa so, wie die Facebook-Profilseite jetzt aussieht. Da erfahre ich schon heute Dinge, die mich nicht einmal gestern interessiert haben; von Menschen, die ich auch morgen nicht kennen möchte. Und mit der Hilfe von Skype käme ich schockartig in den Genuss einer nie endenden Telefonkonferenz, in der mir alle erzählen, was sie gerade denken. Ohne Rückkanal. Einfach nur laut.

Gut, [url=Harald Taglingers Website]der arme Mann[/url], der nur mit Twitter durch Neuseeland gefunden hat, hätte sich vielleicht mit einem "Ich bin Ausländer, holt mich hier raus"-Schrei in diesem Gewusel auch leichter getan als mit Twitter. Aber im Wesentlichen verzichten wir gerne auf Dialoge via Skypebook wie:

Stimme 1: "Mama"
Stimme 2: "Hey, ich war heute ganz toll shoppen!"
Stimme 1: "Du bist nicht meine Mama!"
Stimme 3: "Nein, ist er nicht, aber ich habe auch einen tollen Film auf dem Internet gesehen."

Danke, eBay. Und so graben wir alle munter den klassischen Telefongesellschaften das Wasser ab, denn im Internet ist alles billiger, und via Wireless kann nicht einmal die Deutsche Telekom die Qualität vor Skype mobile retten. Abhörsicher. Das geht so lange gut, bis einer auf die Idee kommt, dass Computer, sogar mobile, mehr Strom brauchen als das gute alte Schranktelefon. Und dann werden sie das Telefonieren auf ihnen verbieten, so wie das die Kalifornier mit zu großen Fernsehern vorhaben könnte. Und dann sieht Skype, also eBay, wieder alt aus.

Gut, eBay tut das heute schon. Das ist dann nicht so schwer für einzelne Manager.

via Fz


https://ress.at/skypen-als-selbstgespraech-news07042009184426.html
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