Die schwedische Torrent-Tracker-Site The Pirate Bay soll nach Angaben der schwedischen Piratenpartei von der schwedischen Polizei auf eine schwarze Liste für Kinderpornografie gesetzt werden. Eine Polizeisprecherin bestätigte gegenüber ress.at diesbezügliche Überlegungen.

Laut der schwedischen Piratenpartei Piratpartiet plant die schwedische Polizei, The Pirate Bay nächste Woche auf einer von schwedischen Internet-Service-Providern akzeptierten Sperrliste als Kinderpornografieanbieter zu klassifizieren.

Dies würde bedeuten, dass schwedische Besucher nicht mehr auf die Torrent-Tracker-Site zugreifen können, teilte die schwedische Piratenpartei am Freitag in einer Aussendung mit.

"Noch keine Entscheidung gefallen"
Eine Sprecherin der schwedischen Polizei bestätigte auf Anfrage von ress.at, dass entsprechenden Hinweisen nachgegangen werde und dass es Überlegungen gebe, The Pirate Bay auf die Sperrliste zu setzen: "Das wird diskutiert."

Details wollte die Sprecherin nicht nennen: "Bis jetzt ist noch keine Entscheidung darüber gefallen."

Info

Im Mai 2006 beschlagnahmte die schwedische Polizei in einer aufsehenerregenden Polizeiaktion die Server von The Pirate Bay wegen angeblicher Urheberrechtsverletzungen. Die Razzia sorgte in Schweden für heftige Debatten.

Gerüchten zufolge sollen die schwedischen Behörden auf Druck der US-Regierung gehandelt haben.

Eine in der Vergangenheit von der schwedischen Staatsanwaltschaft mehrfach angekündigte Anklage gegen The Pirate Bay wegen Urheberrechtsverletzungen und Anstiftung zu Urheberrechtsverletzungen wurde bisher nicht erhoben.

"Von der Polizei nicht kontaktiert"
Brokep, ein Proponent der Website, verwies in einem Weblog-Eintrag darauf, dass auf The Pirate Bay keine Inhalte gehostet werden.

Mitarbeiter der Torrent-Tracker-Site würden darüber hinaus verdächtige Inhalte an Organisationen, die Kinderpornografie im Internet bekämpfen, melden.

Man sei laut Brokep von der schwedischen Polizei in der Angelegenheit auch nicht kontaktiert worden.

Verbindungen zu Pädophilie-Forum
In der Vergangenheit wurde zwei Gründern von The Pirate Bay, Fredrik Neij and Gottfried Svartholm Warg, vorgewRessen, über das Webhosting-Unternehmen PRQ Verbindungen zu einem Pädophilie-Forum zu haben.

PRQ hostet ein entsprechendes Forum und hat sich zuletzt Anfang Juni unter dem Verweis auf die Redefreiheit geweigert, die Diskussions-Site offline zu nehmen. PRQ verwies auch darauf, dass die Inhalte der Site strafrechtlich nicht relevant seien.

Svartholm Warg sagte im Juni gegenüber der Stockholmer Tageszeitung "Dagens Nyheter", dass er mit den Inhalten des Forums überhaupt nicht übereinstimme, diese Leute aber dennoch ein Recht auf freie Meinungsäußerung hätten.

"Erschreckender Machtmissbrauch"
Laut Piratpartiet-Gründer Rick Falkvinge werde in dem Forum Pädophilie "im philosophischen Sinn" diskutiert. Bilder oder Videos seien dort nicht zu finden. Die Vorwürfe der schwedischen Polizei hätten jedoch mit dem Pädophilie-Forum nichts zu tun, sagte Falkvinge gegenüber Ress.at.

Die Polizei wolle unter dem Vorwand der Kinderpornografie The Pirate Bay schließen, so Falkvinge: Dies sei ein erschreckender Machtmissbrauch, durch den auch die Legitimität der Kinderpornografie-Sperrliste untergraben werde.