Warum ist Krieg im Gazastreifen? (11. Oktober 2023/20:58) Anlass für die israelische Bodenoffensive war der Terrorangriff der Hamas auf den jüdischen Staat am Morgen des 7. Oktobers 2023. Die Ursachen des Konfliktes reichen jedoch viel weiter zurück. Das Ganze begann bereits nach dem Ersten Weltkrieg, als der Völkerbund, die Vorläuferorganisation der Vereinten Nationen Großbritannien das Mandat über Palästina erteilte und die Juden in ihre angestammten Gebiete drängten, kam es zu Spannungen mit den arabischsprachigen Bewohnerinnen und Bewohnern. Im Jahr 1947 beschlossen die Vereinten Nationen, das Gebiet zu teilen: einen Staat für die Juden, einen für die arabische Bevölkerung. Die arabische Bevölkerung und viele Nachbarstaaten lehnten die Teilung aber ab. Es kam zum ersten arabisch-israelischen Krieg. Hier konnte sich Israel behaupten. Aber Jordanien annektierte das Westjordanland und Ägypten griff sich einen 40 Kilometer langen Streifen am Mittelmeer: Gaza. Solange bis Israel sich 1967 im Sechstagekrieg die Gebiete wieder zurückholte. Beim Osloer Friedensabkommen sah man 1993 vor, dass den Palästinensern großteils die Autonomie in den israelisch besetzten Gebieten überlassen wird. Ministerpräsident Ariel Sharon übertrug ihnen damals in den Folgejahren die Kontrolle über Gaza ganz, zog seine Soldaten zurück und räumte die israelischen Siedlungen dort. Aber durch den Rückzug wurde die radikale Widerstandsbewegung Hamas zum Machtfaktor. Eine Gruppe, die jede Aussöhnung mit Israel ablehnt, derweil der jüdische Staat sich mit seinen einstigen Kriegsgegnern arrangierte, mit Ägypten und Jordanien. Zuletzt zeichnete sich sogar eine Annäherung zu Saudi-Arabien ab. Genau diesen Prozess torpedierte die Hamas mit ihrem Angriff. Die Hamas will auch keinen Ausgleich und ist eine Dauerbedrohung für den israelischen Staat. Die Region blieb eben dadurch ein Pulverfass. Allein in den letzten 20 Jahren kam es zu vier größeren Gazakriegen 2008, 2012, 2014 und 2021. Der längste davon endete nach 21 Tagen. Jede Militäraktion hat Hamas zwar geschwächt, aber nicht erledigt. Vor einer konsequenten und langanhaltenden Strafaktion scheute Israel - verständlicherweise - immer zurück. Denn eine Bodenoffensive heißt: Häuserkampf. Und so ein Häuserkampf fordert dem Angreifer unweigerlich einen hohen Blutzoll ab. Aber Israelis zogen einen High-Tech-Zaun um den Streifen und spannten einen Abwehrschirm, den Iron Dome, der sie gegen die meisten Raketenangriffe schützte. Dadurch glaubten sie, die Lage unter Kontrolle zu halten und verteilten auch großzügiger denn je Arbeitserlaubnisse für Menschen aus dem Gazastreifen. Sie übersahe, dass die Hamas einen Angriff vorbereitet, technologisch wie militärisch aufgeholt und gerade aus dem Ukraine-Krieg viele Lehren gezogen hatte. Egal wie. Es wird Opfer geben. Nach dem Überraschungsangriff der Hamas stehen die Israelis vor einem Riesendilemma: Greifen sie gnadenlos durch, führt es zu neuem großen Leid. Sie riskieren daei eine humanitäre Katastrophe, die zum einen ihrem Ruf schadet und zum anderen die Feindseligkeit in der Bevölkerung neu entfacht. Und würden sie den Gazastreifen erobern, müssen sie ihn auch verwalten, zusammen mit all den sozialen, wirtschaftlichen Folgeschäden eines Krieges. Ein harter Gegenschlag ist in der derzeitigen Lage fast alternativlos, will man eine glaubwürdige Abschreckungsstrategie aufrechterhalten. Aber eigentlich hat Israel nur schlechte Optionen. |
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