Afrika: Mit SMS-Outsourcing aus der Armut (13 Dezember 2009/11:21:32) Mobile Zahlungsverfahren haben Kenia innerhalb weniger Jahre grundlegend verändert. Geht es nach dem Willen eines M.I.T.-Forschers, dann könnten die Einwohner des ostafrikanischen Landes demnächst von mobilem Outsourcing profitieren. Wer in der kenianischen Hauptstadt Nairobi einen Taxifahrer bezahlen will, nutzt dazu ganz einfach sein Mobiltelefon. Stromrechnungen werden in Kenia ebenfalls per Handy bezahlt und in einigen ländlichen Gegenden, die noch vor wenigen Jahren an Wasserarmut litten, stehen jetzt moderne Selbstbedienungsbrunnen mit integriertem Mobiltelefon. Wer dort Wasser kaufen will, zahlt einfach per SMS. Möglich wurde all das durch das mobile Zahlungsverfahren M-Pesa, das dort vom lokalen Mobilfunkkonzern Safaricom angeboten wird. Safaricom führte M-Pesa erst vor zwei Jahren ein. Im Sommer hatte das Angebot bereits mehr als sieben Millionen Nutzer, die darüber bisher insgesamt knapp drei Milliarden US-Dollar transferiert haben - eine über Kenia hinaus bemerkenswerte Bilanz. "Safaricom wurde mit M-Pesa innerhalb eines Jahres zur größten Bank in Ostafrika", weiß der M.I.T.-Forscher Nathan Eagle zu berichten, der mehrere Monate pro Jahr in Kenia lebt. Acht Cent pro Antwort Eagle will M-Pesa dazu nutzen, Millionen von Kenianern einen Weg aus der Armut zu bieten. Sein Txteagle genanntes Start-up bietet westlichen Firmen eine Art SMS-Outsourcing an. So schickt Txteagle beispielsweise SMS-Nachrichten mit kleinen Übersetzungsaufgaben an seine freien Mitarbeiter in Kenia, die dann pro Antwort etwa acht Cent bekommen. Txteagle vergleicht mehrere Antworten auf die gleiche Frage miteinander und ermittelt so die richtige Lösung. Gleichzeitig lernt das von der Firma eingesetzte System die Stärken und Schwächen seiner Mitarbeiter kennen, um die passenden Fragen an die richtigen Empfänger zu schicken. Bald Abschriften von Arztdiagnosen? Bisher beschränkt sich Txteagle in erster Linie auf Übersetzungsaufgaben, die meist mit den lokalen Landessprachen zu tun haben. Zu den Kunden gehören dabei unter anderem Mobilfunkkonzerne, für die man die Software ihrer Telefone übersetzt. "Derzeit arbeiten sich diese Menschen durch Listen von Wörtern, die wir in eine der hundert Sprachen Kenias übersetzt haben müssen", erzählt Eagle dazu. Bald will man das Angebot um Umfragen erweitern. Letztlich will Eagle jedoch auch komplexere Dienstleistungen anbieten können. So soll es westlichen Krankenhäusern bald möglich sein, die auf digitalen Diktiergeräten aufgenommenen Diagnosen ihrer Ärzte nach Kenia zu schicken. Txteagle-Mitarbeiter würden dann kleine Bruchstücke davon per Telefon vorgelesen bekommen und die Anschrift per SMS zurückschicken. "Im Gesundheitswesen allein werden pro Jahr 15 Milliarden Dollar für Transkriptionen ausgegeben", weiß Eagle zu berichten. Ein Bruchteil davon wäre genug, um zahllose Kenianer aus der Armut zu holen.
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