Samsung Galaxy Tab 10.1: Endlich eine Alternative (17. August 2011/20:37) Es ist das einzige Tablet, dass dem iPad2 ernsthaft Konkurrenz machen könnte - sogar Apple scheint sich davor zu fürchten und erwirkte einen Auslieferungsstopp in der EU. Die Angst ist berechtigt, denn das Galaxy Tab 10.1 ist das erste Android-Tablet, dass das iPad2 vielleicht nicht überholen, aber zumindest mithalten kann. Die futurezone hat es getestet. Samsung weiß, wie man einen Marktführer ärgert: Nachdem bereits das Galaxy SII das iPhone 4 in Sachen Display-Größe und schlanker Linie ausstach, setzt sich das Spiel jetzt auch bei den Tablets fort. Das Galaxy Tab 10.1 versucht das iPad2 zu übertrumpfen und zu unterbieten. Dass Samsung damit schon im Vorfeld Erfolg hat, zeigt wohl Apples Klage, die ein Auslieferungsverbot für das Galaxy Tab in der EU erwirkte: Anscheinend fühlt sich der unangefochtene Marktführer bedroht von Samsungs Android-Tablet. Am Aussehen des Galaxy Tab 10.1 (16GB, nur WLAN 479 Euro, mit 3G 16GB 599 Euro, 32GB 699 Euro, 64GB 799 Euro) kann es nicht liegen. Besonders in der Variante mit der weißen Rückseite sieht es durchaus sympathisch aus. Mit nur 8,6mm Dicke ist es um 0,2mm dünner als das iPad2 und wiegt mit seinen 569 Gramm (iPad2: 613 Gramm mit 3G) noch dazu weniger. Wirklich kompakt wirkt das dünnste Tablet der Welt jedoch nicht, was am 10,1-Zoll-Display im Breitbild-Format liegt. Das geringere Gewicht trotz größerem Display erreicht das Galaxy Tab unter anderem durch die verwendeten Materialien. Während beim iPad2 die Rückseite aus Aluminium ist, besteht sie beim Galaxy Tab aus Plastik. Das hat zwei Nachteile: Erstens ist das Plastik relativ rutschig, was besonders das Halten mit einer Hand erschwert. Zweitens klingt es hohl, wenn man mittig dagegen klopft und lässt sich auch leicht eindrücken. Es ist weniger schlimm als beim Asus EeePad Transformer, aber erweckt einen nicht ganz so wertigen Eindruck wie das iPad2. Ausstattung Was die Anschlüsse angeht, hält sich Samsung ganz an Apple. Geladen wird über den proprietären Stecker, den auch schon das Galaxy Tab 7 hat. Dieser dient gleichzeitig zum Anschluss an einen Computer, das passende USB-Kabel wird mitgeliefert. Optional ist auch ein HDMI-Adapter verfügbar, mit dem der Inhalt des Galaxy Tab auf den Flat-TV gespiegelt werden kann. Neben diversen Schutzhüllen, Bluetooth-Tastaturen und Docking Stations soll demnächst auch ein 2-in-1-Adapter verfügbar sein, der aus dem proprietären Stecker einen USB- und SD-Karten-Anschluss macht (Apples iPad Camera Connection Kit lässt grüßen). Das eingebaute 3G-Modul unterstützt HSPA mit bis zu 21Mbps Down- und 5,76Mbps Upload. Der eingebaute, vom Nutzer nicht wechselbare, Akku hat 7000mah (iPad2: 6930mah). In mehreren Testdurchgängen (regelmäßige E-Mail- und Twitter-Updates per WLAN, Spiele, Surfen, YouTube, Comics, Fotografieren) hielt der Akku fünf bis sechs Stunden. Ist man nur offline unterwegs, ohne WLAN und 3G, sind bis zu acht Stunden möglich. Display Das Display im 16:10-Format hat eine Auflösung von 1280x800 Pixel. Die maximale Helligkeit des Display ist gut, ist jedoch wie alle Tablet-Bildschirme im Sonnenlicht schwer zu lesen und stark spiegelnd. Die automatische Helligkeitseinstellung macht das Display meist eine Spur zu dunkel. Die gute Schärfe des Displays macht sich erst bemerkbar, wenn im Browser hineingezoomt wird. In der Standard-Zoomstufe sehen die Buchstaben dezent verwaschen aus. Auch am Homescreen sehen nur für das Tablet optimierte Widgets gut aus, normale Android-Widgets und Icons, die für Smartphone-Displays gedacht sind, wirken dagegen unsauber. Kameras An der Front ist eine 2-Megapixel-Kamera für HD-Videochats angebracht. Die rückseitige Kamera hat 3,2 Megapixel mit Auto- und Touchfokus. Makro-Aufnahmen sehen erstaunlich gut aus, verglichen mit den sonst eher bescheidenen Resultaten. Selbst direkt am Galaxy Tab sind die Fotos zwar farbkräftig, aber grieselig und leicht unscharf. Für Spaß-Schnappschüsse wären mehr als nur vier Effekte wünschenswert gewesen. Dafür gibt es aber einen vorinstallierten Foto-Editor, mit denen Aufnahmen zugeschnitten und ein wenig nachbearbeitet werden können. Zwar lassen sich sieben Bildparameter, wie Belichtung, Sättigung und Temperatur einstellen, ein Nachschärfen ist aber nicht möglich. Videos können mit 720p aufgenommen werden. Tasten & Ton Wie bei Android-Tablets üblich, gibt es keine physischen Tasten an der Front. An der Oberseite befinden sich die Standby-Taste sowie die Lautstärken-Taste, der Kopfhörer-Anschluss und der SIM-Kartenslot (normale Größe, keine MicroSIM). Die Lautsprecher sind am linken und rechten Rand so positioniert, dass sie nicht verdeckt werden - weder wenn das Tablet flach am Tisch liegt noch wenn man es vertikal oder horizontal in Händen hält. Die Klangqualität ist in Ordnung, solange man nicht die zwei höchsten Lautstärkenstufen nutzt. Oberfläche Als Betriebssystem dient Googles Honeycomb 3.1, das Samsung mit seiner eigenen TouchWiz-Oberfläche dezent bearbeitet hat. Die Menüleiste ist jetzt grau anstatt schwarz, die Symbole und Uhrzeit weniger futuristisch und dadurch leichter identifizier- und lesbar. Neu hinzugekommen ist das vierte Symbol, neben der Taste, die die zuletzt geöffneten Anwendungen anzeigt. Mit diesem wird ein Screenshot angefertigt. Das funktioniert praktisch immer, egal ob man den Homescreen als Bild speichern will, eine Website oder eine App. Per Fingerwischer oder Berührung auf den Pfeil nach oben in der Menüleiste dreht sich diese und zeigt Symbole für sechs Apps an: Task-Manager, Kalender, Weltuhr, Stift-Memo, Rechner und MP3-Player. Startet man eine App wird diese als Fenster im Vordergrund eingeblendet, egal ob man am Homescreen ist oder sich gerade in einer App befindet. Mit dem Task-Manager können laufende Anwendungen und Prozesse geschlossen werden, um den Speicher freizuräumen. Stift-Memo ist ein Notizprogramm, bei dem man mit dem Finger auf dem etwas zu kleinen, virtuellen Block zeichnen kann. Nach wie vor lästig: Die Notifications müssen Stück für Stück weggedrückt werden. Eine Möglichkeit alle auf einmal zu schließen gibt es nicht. Ein Feature, das man schon vom Galaxy SII kennt, ist die Möglichkeit bei Fotos und Websites nicht nur per Multitouch hinein- oder hinauszuzommen, sondern auch mit Kippbewegungen. Dazu berührt man das Display mit zwei Fingern und kippt das Tablet nach vorne oder hinten. Mit dem großen Tablet ist diese Methode allerdings weniger praktisch als mit dem Smartphone. Software Neben den üblichen Android-Apps sind diverse andere Anwendungen vorinstalliert, wie Amazons Kindle-App, ein Dateien-Explorer, der Task-Manager (gibt es auch als Widget), ein Fotoeditor, die Notiz-App "Memo", bei der gelbe Klebezettel mit eingegeben Texten an einer virtuellen Pinwand haften, der Music Hub zum Kaufen von Liedern, "eBook" zum Verwalten und Kaufen elektronischer Bücher und der Samsung App Store, der allerdings nur mit eingelegter SIM-Karte gestartet werden kann. Die E-Mail App ist auch durchaus brauchbar und kann in einer kombinierten Ansicht mehrere E-Mail-Konten gleichzeitig anzeigen. Nachrichten des jeweiligen Kontos sind farblich markiert. Facebook und Twitter werden über die Samsung App "Social Hub" gebündelt und mit Status-Meldungen versorgt. Auch ein Direkt-Upload von Fotos für einen Tweet ist möglich. Der Browser zeigt in neuen Tabs die zuletzt besuchten Webseiten an. Wie bei der Desktop-Version des Chrome-Browsers können Inkognito-Tabs geöffnet werden, die keine Spuren der besuchten Websites auf dem Tablet hinterlassen. Und wie der Browser richtig anmerkt, schützt der Inkognito-Tab nicht vor "Geheimagenten und Personen, die hinter Ihnen stehen." Flash wird im Browser unterstützt. Leistung Einer der größten Kritikpunkte an bisherigen Android-Tablets war die Leistung. Dabei ist es aber selten die Hardware, sondern vielmehr die Software, die die Tablets ausbremst. Das Galaxy Tab 10.1 und Honeycomb 3.1 harmonieren aber großteils miteinander. Das Tab hat einen A9-Dual-Core-Prozessor mit 1GHz und 1GB RAM, wovon 724MB für Prozesse zur Verfügung stehen. Abstürze von Apps treten deutlich seltener auf und im Test kam es zu keinen groben Hängern, wie dies beim Motorola Xoom und Asus EeePad Transformer teilweise der Fall war. Das Wechseln der Homescreens und Apps ist deutlich flüssiger als noch bei Android-Tablets mit Honeycomb 3.0 und auch mehrere geöffnete Apps mit gleichzeitiger Synchronisation von E-Mails und Twitter zwingen das Galaxy Tab nicht in die Knie. Dennoch fehlt gegenüber dem iPad2 noch der gewisse Biss. Zwischen dem Drücken auf die Taste, die die zuletzt genutzten Apps zeigt und deren Erscheinen, vergeht gut eine Sekunde und beim Wechseln vom Quer- ins Hochformat am Homescreen dauert es etwa 2,5 Sekunden, bis das Bild gedreht und alle Widgets wieder sichtbar sind. Abgesehen davon ist die automatische Bildschirmdrehung nicht immer präzise und wird schon mal aktiv, wenn man das Tab flach auf den Tisch legt. Auch das Erscheinen einer der Statusleisten-Apps dauert oft bis zu zwei Sekunden, wenn sie sich nicht im RAM befindet. Das Malen mit dem Finger in der Stift-Memo-App hat ebenfalls eine leichte Verzögerung. Die ist zwar nicht dramatisch, aber eben doch wahrnehmbar. Das Betrachten von YouTube-Videos im Browser in 720p ruckelt extrem, obwohl einige Smartphones mit Dual-Core-Prozessor damit keine Probleme haben. Ist hingegen das Material auf dem internen Speicher abgelegt, können Videos auch in 1080p wiedergegeben werden. Vorsicht: Live-Hintergründe sind ein Leistungskiller. Wird ein Live-Hintergrundbild eingestellt, gerät das Galaxy Tab schon beim Wechseln der Homescreens gewaltig ins Stottern und das Verschieben von Icons oder Hinzufügen von Widgets wird zur ruckeligen Geduldsprobe. Fazit Das Galaxy Tab 10.1 ist das derzeit beste Android-Tablet. Und es ist eine Alternative zu Apples iPad2, da man sich dank Honeycomb 3.1 nicht mehr wie ein Beta-Tester fühlt. Im direkten Vergleich liegt das iPad2 aber um eine Nasenlänge vorne. Nicht nur wegen der verwendeten Materialien und des langlebigeren Akkus, sondern auch durch das iOS-Betriebssystem. Dieses schränkt zwar Freiheiten des Nutzers ein (und zieht ihm mit teuren Apps das Geld aus der Tasche), bietet aber eben auch eine schnellere und durchgängig logische Bedienung. So ist etwa bei den meisten vorinstallierten Apps am Galaxy Tab 10.1 die Menütaste nach rechts oben gewandert, bei einigen heruntergeladenen Apps ist sie aber wieder links unten in der Menüzeile. Und auch im Android-Market wäre eine deutlich erkennbare Trennung zwischen Smartphone- und Tablet-Apps wünschenswert, um das Nutzererlebnis mit einem Android-Tablet zu verbessern. Dafür kann zwar Samsung und das Galaxy Tab 10.1 nichts, dennoch sollte es in die Überlegung einfließen, falls man darüber nachdenkt, ob man sein Tablet-Seelenheil in die Hände von Apple oder Google legt.
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