aleX am 21. Nov. 2021 um 21:49 | Lesezeit: 5 Minuten, 59 Sekunden

Totimpfstoff, mRNA- oder Vektorimpfstoff? Was ist der Unterschied? Was ist "besser"?

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Bild: Pixabay

Viele Menschen misstrauen den neuen mRNA- und Vektorimpfstoffen und warten deshalb auf eine Corona-Impfung mit konventionellen Totimpfstoffen oder Proteinimpfstoffen. Doch sind diese Vakzine wirklich sicherer und wann werden sie zugelassen?

Wie stecken Mitten in der vierten Welle und es infizieren sich derzeit jeden Tag Tausende Menschen mit dem Coronavirus . viele davon sind nicht geimpft und damit schutzlos einem womöglich schweren, in einigen Fällen auch tödlichen Verlauf ausgeliefert.

Viele dieser Menschen haben bisher gezögert, sich impfen zu lassen, weil sie den sehr gut wirksamen, aber neuartigen mRNA- und Vektorimpfstoffen von Biontech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca und Johnson & Johnson misstrauen.

Sie warten lieber auf herkömmliche Impfstoffe mit abgetöteten Viren, wie sie eben schon zum Schutz vor z.B. Tetanus oder Keuchhusten eingesetzt werden.

In einer Umfrage kam jüngst heraus, dass die Angst darin besteht das die verfügbaren Impfstoffe nicht ausreichend erprobt sind.

Dieser Angst steht jetzt aber entgegen dass mittlerweile mehr als eine Milliarde Menschen weltweit mit den mRNA-Impfstoffen der Hersteller Biontech/Pfizer und Moderna geimpft und fast zwei Milliarden mit den Vektorimpfstoffen von AstraZeneca und Johnson&Johnson.

Die Sicherheit und Wirksamkeit dieser modernen Impfstoffe sind also längst nicht nur in den Zulassungsstudien, sondern auch in der weltweiten Anwendung nachgewiesen. Genauso wie die Nebenwirkungen hinreichend bereits bekannt sind.

Faktum bleibt ja weiterhin, dass dies das besterprobte "Medikament" ist und es noch nie soviel Daten zum Wirkungsgrad gab.

Dennoch misstrauen viele Menschen den neuen Impfstoffen noch immer, manche fürchten sogar eine Veränderung des menschlichen Erbgutes.

Ja, tatsächlich enthalten die neuen Impfstoffe die Erbinformation für das sogenannte Spike-Protein des Coronavirus ..

Bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna wird der Bauplan für die Spike-Proteine in Form von mRNA mit Fett umhüllt und in einen Muskel gespritzt. Die Muskelzellen nehmen die mRNA auf und produzieren das Spike-Protein des Coronavirus, den eigentlichen Impfstoff. Das Immunsystem erkennt das Spike-Protein als fremd und produziert Antikörper. So lernt der Körper, die Spike-Proteine der Viren zu erkennen und so die Infektion abzuwehren.

Aber ein Einbau der mRNA in das Erbgut der Zelle ist aus mehreren Gründen nicht möglich:

  • Die mRNA gelangt nicht in die Nähe der DNA im Zellkern.
  • Die mRNA müsste erst in DNA umgeschrieben werden. Das dafür nötige Enzym, die reverse Transkriptase, ist in der Zelle nicht vorhanden.
  • Selbst, wenn die mRNA in DNA umgeschrieben wäre, könnte sie noch immer nicht in das Erbgut der Zelle eingebaut werden. Denn dafür wäre ein weiteres Enzym erforderlich, die sogenannte Integrase. Auch sie ist normalerweise nicht in der Zelle vorhanden. Retroviren wie HIV bringen deshalb beide Enzyme mit, um ihr Erbgut in das der Zellen einzubauen. Das ist bei den Impfstoffen nicht der Fall.


Es muss ein Totimpfstoffe her ..

Trotz aller Argumente und der ganzen Informationen die wir jetzt schon haben für die aktuelle Impfstoffgeneration haben, wollen viele Menschen mehr Vertrauen in die seit vielen Jahrzehnten etablierten Impfstoffarten.

Zwei von diesen "Totimpfstoff" könnten in den nächsten Monaten zugelassen werden. Einer von der französischen Firma Valneva, sowie ein Proteinimpfstoff des US-Unternehmens Novavax.

Beide funktionieren ohne das Spritzen von Erbmaterial. Novavax hat für seinen Corona-Impfstoff bereits eine Marktzulassung in der Europäischen Union beantragt. Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) teilte mit, sie habe bereits mit der Prüfung begonnen und werde aufgrund eines beschleunigten Verfahrens voraussichtlich schon in "einigen Wochen" eine Entscheidung bekannt geben.

Was einige nicht bedenken, Totimpfstoffe bergen höheres Risiko für Nebenwirkungen ..

  • Nehmen wir den Totimpfstoff von Valneva zuerst ..

  • Dieser besteht aus Coronaviren, die in einer Zellkultur vermehrt und anschließend abgetötet und zu Impfstoff verarbeitet wurden. Damit das Immunsystem darauf reagiert, wird ein Wirkverstärker (Adjuvans) hinzugefügt, meist ein Aluminiumsalz. Das Gemisch wird in einen Muskel gespritzt und das Immunsystem bildet eine Antwort auf das gesamte Virus, nicht nur gegen das Spike-Protein.

    Diese breitere Immunantwort klingt auf den ersten Blick eigentlich perfekt ..

    Aber genauso schnell kann eine Immunreaktion gegen so viele Proteine auch leicht aus dem Ruder laufen und zu Autoimmunreaktionen führen.

    Und gerade in Verbindung mit den "Adjuvantien" ist dies extrem schwierig zu kontrollieren, warnen Expertinnen und Experten, zumal das Coronavirus sehr unberechenbar sei. Das mache es schwierig abzuschätzen, welche Nebenwirkungen der Totimpfstoff hervorrufen könnte. Da das Immunsystem auf das ganze Virus reagieren müsse, kann dabei eben auch sehr viel schiefgehen. Dies macht diesen Impfstoff somit unberechenbarer.

  • Dann ist da noch der Proteinimpfstoff Novavax ..

  • Der Impfstoff von Novavax ist ein "Proteinimpfstoff". Für diesen werden Spike-Proteine des Coronavirus künstlich hergestellt, mit einem Adjuvans gemischt und dann gespritzt. Es werden also die Bestandteile des Virus, die die Muskelzellen bei den mRNA-Impfstoffen anhand der Bauanleitung herstellen, direkt verabreicht.

    Wie auch bei den mRNA-Impfstoffen bildet das Immunsystem eine Immunantwort auf die Spike-Proteine. Solche Proteinimpfstoffe haben sich schon gegen andere Krankheiten bewährt.

    Aber auch hier können die Wirkverstärker Probleme machen ..

Die Wirksamkeit von Totimpfstoff?

Wie sicher und wirksam der Totimpfstoff tatsächlich ist, müssen erst noch Studien zeigen. Für diese haben noch keine geeignete Datenlage um es richtig zu beurteilen zu können.

Es ist somit Unklar, wie lange es dauert, bis Menschen durch den Totimpfstoff vor einer Covid-Krankheit geschützt sind, wie viele Impfungen benötigt werden und wie lange die Wirkung anhalten wird.

Eine erste (kleine) Vergleichsstudien zwischen Valneva und AstraZeneca aus Großbritannien zeigen zumindest einen relativ guten Schutz vor Krankenhauseinweisungen durch den Totimpfstoff.

Die neuen mRNA-Impfstoffe schützen allerdings deutlich besser, das zeichnet sich bereits jetzt in den ersten Studien ab.

Wann kommt nun Totimpfstoff auf den Markt? Wann kann man sich impfen?

Selbst wenn sich der Impfstoff als wirksam und sicher erweisen sollte, wird es noch Monate dauern, bis er verfügbar ist. Denn bisher ist noch nicht einmal ein Antrag auf Zulassung in Europa gestellt.

Am 10. November billigte die EU-Kommission immerhin schon mal einen Vertrag mit Valneva. Allen EU-Staaten stehen damit Bezugsrechte für den Impfstoff zu, sobald dieser eine Zulassung bekommt.

Die Firma Valneva rechnet nach eigenen Angaben damit, dass die Auslieferung im April 2022 beginnen kann.

Die Tot- und Eiweißimpfstoffe sollte man eher nur bei künftigen "Booster-Impfungen" ins Auge fassen ..

Wir sind aktuell in der vierten Welle mit Zehntausenden Neuinfektionen pro Tag. Es werden sich in den nächsten Wochen viele anstecken die noch nicht geimpft sind und hier kommen die Tot- und Eiweißimpfstoffe einfach zu spät.

Deswegen raten Experten auch deshalb dringend, nicht auf deren Zulassung zu warten, sondern sich mit einem der modernen mRNA- oder Vektorimpfstoffe immunisieren zu lassen.

Für die Booster-Impfung im kommenden Jahr könnten die Impfstoffe von Valneva und Novavax allerdings eine weitere und vielleicht sogar bessere (die Studie läuft noch) Option sein.



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