Das Match um die US-Glasfasernetze

12. Okt. 2007, 15:30 |  0 Kommentare

Die US-Regulierungsbehörde FCC entscheidet über den Zugang zu den neuen Glasfasernetzen. Die großen Carrier AT&T, Verizon und Qwest verlangen freie Preisgestaltung. Internet-Firmen wie Google und eBay warnen vor einem Zweiklassen-Internet, in dem die Netzwerker die Inhalte kontrollieren.

Mit einiger Spannung wurde am Donnerstag in der Internet-Branche der USA die Entscheidung der Federal Communication Commission [FCC] erwartet, die über einen Antrag des Carriers AT&T entscheiden musste.

Nicht nur Marktführer AT&T, sondern auch die anderen Größen Verizon und Qwest verlangen von den US-Regulatoren, dass die bestehenden Regelungen zur Preisgestaltung aufgehoben werden.

Am Freitag hat die FCC ihre Entscheidung publiziert. Darin gewährt die Regulierungsbehörde AT&T ähnliche Freiheiten in der Preisgestaltung einiger Breitband-Produkte wie dessen Konkurrenten Verizon in einer ähnlichen Anfrage aus dem Jahr 2006. AT&T musste bisher der FCC die Preise mitteilen, sie für Breitbandverbindungen von Unternehmenskunden und Wettbewerbern verlangt hat. Die FCC hat diese Preise dann publiziert. Diese Verpflichtung hat die Regulierungsbehörde nun aufgehoben.

Die wichtigsten Kontrollmechanismen und Regulationen, die die FCC für dominante Anbieter vorsieht, werden jedoch weiterhin in Kraft bleiben. Auch die Regulierungsbestimmungen der FCC, die anlässlich der Fusion von AT&T und Bell South zum größten Telekommunikationsanbieter der USA erlassen worden sind, gelten wie bisher.

Carrier vs. Provider
Das Match heißt Carrier gegen den Rest der Internet Provider.

Die relativ wenigen Anbieter von Glasfaser-Überlandleitungen und ebenfalls auf Glas basierenden Netzen in den Metropolen wollen mehr Geld von Großkunden verlangen können, die Leitungen bei den Carriern mieten.

Fiber bis ins Haus
Sowohl AT&T als auch Verizon und Qwest sind nämlich dabei, ihre Glasfasernetze näher an die Kunden zu bringen, das Schlagwort dafür ist "Fiber-to-the-Premises".

Gemeint sind damit optische Leitungen bis auf Firmengelände und zu Gebäuden. Dadurch sind sehr bandbreitenstarke Anschlüsse von jeweils bis 100 Mbit/sec möglich, die für Firmen ganz andere Möglichkeiten bieten als herkömmliches Kupfer.

Zweiklassen-Internet
Dagegen sind nicht nur die kleineren Mitbewerber wie Sprint oder Time Warner Telecom, die über weit weniger Glas verfügen, sondern auch die Anbieter von Inhalten und Services wie Google oder eBay.

Die werden nämlich als Nächste zur Kasse gebeten werden, wenn eine Zwei-Klassen-Netzgesellschaft, ein Internet der zwei Geschwindigkeiten, entsteht.

Content-Anbieter zahlen
Dann werden nämlich Online-Shops wie Auktionshäuser, Suchmaschinen und Content-Anbieter, die einen Sondervertrag mit den Carriern abschließen, für den Benutzer schneller verfügbar sein als ihre Konkurrenten.

Die Carrier würden damit mittelfristig zum Beispiel kontrollieren, welche Suchmaschinen wie schnell verfügbar sind und welche Auktionshaus-Website sich für den Kunden schneller und welche sich deutlich langsamer aufbaut.

Protektionismus in Deutschland
In Deutschland ist eine ganz ähnliche, allerdings weit krudere Entwicklung in Gang. Mit dem Ende Februar in Kraft getretenen Telekomgesetz wird die Deutsche Telekom [DT] beim Breitbandzugang auf absehbare Zeit vor Konkurrenz überhaupt geschützt.

Dabei handelt es sich um das in Bau befindliche VDSL-Netz der DT, das in den Großstädten ähnlich breitbandige Anbindungen ermöglicht wie die neuen Netze in den USA.

EU-Kommissarin Viviane Reding hat wegen des offen protektionistischen Kurses der deutschen Bundesregierung eine Klage gegen Deutschland vor dem EuGH angekündigt.

Quelle: Fz





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