Die Tester der wichtigsten US-Medien haben am Dienstag ihre iPhone-Testberichte veröffentlicht. Insgesamt sind die IT-Profis in Übersee mit Apples erstem Telefon zufrieden. Kritik ernten vor allem die Texteingabe, die langsame EDGE-Datenverbindung und der fest eingebaute Akku.
Kurz vor dem Start des iPhone in den Vereinigten Staaten erschienen nun in den US-Leitmedien die ersten Testberichte.
Der Tenor der prominenten Tester von "Newsweek", "Wall Street Journal", "USA Today" und "New York Times": Das Gerät ist nicht perfekt, entspricht aber den meisten jener hohen Erwartungen, die Apple geweckt hat.
Ein großes Risiko ist Apple beim Verteilen der "Seed Units" allerdings nicht eingegangen. Walt Mossberg vom "Wall Street Journal", David Pogue von der "NYT" und Steven Levy von "Newsweek" sind in letzter Zeit nicht gerade durch harte Kritik an den Produkten und Geschäftsmethoden aus Cupertino aufgefallen.
Haptik und Bedienung
Alle US-Tester zeigen sich von der Bauweise und Robustheit des iPhone angetan, es sei schlanker, leichter und eleganter als vergleichbare Produkte der Konkurrenz. Mossberg und seine Kollegin Katherine Boehret loben die kratzfeste Oberfläche aus Glas, sie hätten die Geräte während des zweiwöchigen Tests nicht geschont und hätten keinerlei Kratzer an der Hülle festgestellt.
Viel Lob ernten vor allem der Web-Browser des iPhone, eine angepasste Variante von Apples Safari, sowie das Bedienkonzept über den Touch-Screen.
Sowohl Levy als auch Pogue und Moss loben das E-Mail-System des iPhone und dessen Fähigkeit, Attachments aus Microsoft Office und Acrobat-Dokumente wie am Computer gewohnt darstellen zu können. Auch das einfache Synchronisieren des Telefon-Speicherinhalts mit Mac und PC loben alle Tester. Es sei so einfach wie die Verbindung mit einem iPod.
Mossberg und der bekennende iPod-Fan Levy vermissen in der Musik-Player-Funktion eine Emulation des gewohnten iPod-Bedienungsrades, finden sich aber auch mit dem System des iPhone schnell zurecht.
Kein Online-Einkauf im iTMS
Gerade die iPod-Funktion sorgt bei den Testern für einige Verwunderung. Nicht zu Unrecht kritisiert Levy, dass es nicht möglich ist, vom iPhone aus im iTunes Music Store einzukaufen. Das müsse man weiterhin über den Computer tun und die dort erworbenen Medien dann mit dem iPhone synchronisieren.
Auch die Texteingabe des iPhone fand nicht die Gnade aller Tester. Mossberg fand sie unproblematisch, Levy und Pogue dagegen meinten, dass das iPhone den BlackBerry in Sachen Messaging nicht so schnell verdrängen werde. Texteingabe gehöre nicht zu den Stärken des iPhone, schreibt Pogue, der sich erst nach einiger Gewöhnungszeit mit der virtuellen Tastatur anfreunden konnte. Die automatische Korrektur von Textfehlern, die den User bei der Eingabe unterstützt, funktioniere aber nach den Schilderungen aller Tester gut.
Die Verbindung mit herkömmlichen E-Mail-Diensten wie Yahoo, Gmail und AOL funktioniere tadellos, auch mit Microsoft-Exchange-Servern könne das iPhone Kontakt aufnehmen, allerdings müssten die Administratoren noch serverseitig Anpassungen vornehmen, so Mossberg.
Eingebauter Akku und Registrierungs-Neugier
Die Laufzeit des iPhone-Akkus bewerteten alle Tester als ausgezeichnet. Mossberg holte im Belastungstest mit permanent aktiver Mobilfunk-Sprechverbindung, gleichzeitig eingeschaltetem WLAN-Modul und laufendem Datenverkehr über siebeneinviertel Stunden Laufzeit heraus. Levy holte in einem realistischen Szenario mit intensiver Nutzung aller Features inklusive Video-Playback 14 Stunden Betriebszeit heraus.
Einziger Wermutstropfen dabei: Wie beim iPod ist auch beim iPhone der Akku fest eingebaut und lässt sich nur vom Apple-Service wechseln. Pogue gibt an, dass die Kapazität des Akku nach 400 Ladezyklen zu schwinden beginnt.
Kein Flash, kein Java
Die Tester bemängeln weiters, dass das iPhone ohne Unterstützung für Flash und Java käme. Damit seien die iPhone-Besitzer zurzeit von zahlreichen Video- und Spiele-Websites ausgeschlossen. Das könne aber durch Software-Updates bereits in naher Zukunft behoben werden.
Der wohl härteste Kritikpunkt der Tester betrifft die Geschwindigkeit der Datenverbindung über das Netzwerk von AT&T. EDGE sei einfach zu langsam, die Telefone anderer Anbieter würden schon längst in 3G-Netzwerken funken, während die iPhone-User vorerst nur auf das Vorhandensein eines WLAN hoffen könnten.
Wo ist das SIM?
Mossberg schreibt, dass das iPhone in seiner US-Konfiguration auch keine SIM-Karten für das GSM-Netz von T-Mobile USA aufnehmen könne. Apple setzt sehr stark auf die Integration mit AT&T und das iPhone insgesamt ist ein sehr amerikanisches Gerät, das sich mit dem modularen Aufbau und der Philosophie des europäischen GSM-Systems nicht besonders gut zu vertragen scheint. Ein Telefon, bei dem sich die SIM-Karte und damit auch der Provider nicht vom User wechseln lässt, würde bei den europäischen Kunden wohl kaum auf Gegenliebe stoßen.
Sozialversicherungsnummer, bitte
Levy weist in seinem Artikel für "Newsweek" darauf hin, dass die US-Kunden im Rahmen ihrer Registrierung über den iTunes Store nicht nur die Kreditkartendaten, sondern auch ihre Sozialversicherungsnummer über das Netzwerk übermitteln müssten, wobei ihm mulmig geworden sei. Apple habe ihm versichert, dass diese aber nicht gespeichert werde, schreibt Levy. In den USA wird die Kreditwürdigkeit einer Person generell über ihre Sozialversicherungsnummer geprüft.
Kopfhörer? Proprietär
Edward C. Baig, der für "USA Today" mit dem iPhone unterwegs war, beschwert sich nicht zu Unrecht über den proprietären Kopfhöreranschluss des Geräts. Wolle man einen normalen Klinkenstecker im 3,5-mm-Format verwenden, müsse man sich erst einen Adapter kaufen. Auch Stereo-Musikübertragung via Bluetooth funktioniere nicht.
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