> Forums > Offtopic

Z

Zwei Osmanen erklären Australien den Krieg...

Erstellt
Jun. '17
letzte Antwort
Noch keine
Antworten
Noch keine
Aufrufe
548
2
„Gefällt mir“
Abos
Noch keine
Mo., 05. Juni, 2017 um 0:10
#1

Zwei Osmanen erklären Australien den Krieg...

In den vergangenen Jahrzehnten war es leider türkische Staatsdoktrin, alles Erdenkliche im 600-jährigen Osmanischen Reich schlechtzureden, niederzumachen und im Boden zu versenken.

Der Grund dafür ist offensichtlich: Um die neue Nation zu stärken, musste das Alte als extrem erbärmlich dargestellt werden. Aber sehr vieles im Osmanischen Reich war nicht schlecht und die Osmanen waren nicht grundlos einige Jahrhunderte sogar DIE imperiale Macht auf diesem Planeten. Ein Grund für die Macht der Osmanen war die herausragende, todesmutige, bisweilen an Verrücktheit grenzende, Courage ihrer Soldaten.

Ein Beispiel dafür ist ein Ereignis aus dem Jahr 1915, das verdient, bekannt zu werden. In verschiedenen Quellen habe ich bereits mehrmals die (teilweise widersprüchliche) Geschichte über die beiden osmanischen Soldaten gelesen, die im Jahr 1915 dem Staat Australien offiziell den Krieg erklärten. Dies ist ihre Geschichte:

Im Jahr 1912 gibt es mal wieder Krieg in Indien, in einem der zahlreichen islamischen Mogulreiche, mit dem britischen Empire. Der dortige Herrscher schreibt einen offiziellen Brief an den osmanischen Sultan und bittet ihn um Unterstützung. Der Sultan in Istanbul, obwohl militärisch enorm geschwächt, schickt ein Bataillon osmanischer Soldaten auf den langen Weg nach Indien. Von den anfänglichen 350 Mann sterben 20 an Krankheit auf dem Weg ins Kriegsgebiet.

Die restlichen 330 Soldaten schaffen es, nach Indien zu gelangen und beginnen mit dem praktisch aussichtslosen Kampf gegen die Engländer. Die Briten, damals imperiale Weltmacht, sind weitaus besser ausgerüstet als die Osmanen. Bei den Gefechten werden die Osmanen nach und nach getötet. Bis auf 40 Soldaten, die in britische Kriegsgefangenschaft geraten, sterben alle anderen fern der Heimat in Indien.

Nach dem Krieg werden diese 40 (man beachte diese islamisch hochinteressante Zahl!) osmanischen Kriegsgefangenen auf verschiedenen britischen Schiffen als Zwangsarbeiter eingesetzt. Bei einem Hafenaufenthalt eines dieser Schiffe in Australien können zwei osmanische Soldaten von Bord fliehen. Der eine Soldat kommt ursprünglich aus dem Schwarzmeergebiet und heißt Mentesoglu Abdullah, der andere kommt aus Karahisar und heißt Tarakcioglu Mehmet.

Beide Soldaten lassen sich in Australien nieder und arbeiten. Der eine verkauft Eis, der andere wird Metzger.

Im Jahr 1914 wird Australien Kriegspartei an der Seite der Briten gegen das Osmanische Reich. Australische Soldaten, die Anzaks, versuchen gemeinsam mit weiteren Überseekräften des britischen Empire, eine Invasion an den Dardanellen. Die beiden osmanischen Ex-Kriegsgefangenen beschließen daraufhin gemeinsam, Australien den Krieg zu erklären. Sie fühlen sich weiterhin als osmanische Soldaten, deren Heimat ja nun von den Australiern angegriffen wird.

Die beiden schreiben Ende 1914 einen Brief an die australische Regierung und erklären ihr den Krieg: "An den australischen Premierminister. Wir sind zwei osmanische Soldaten und befinden uns momentan in ihrem Land. Ihr Land hat dem unseren den Krieg erklärt und sie haben Soldaten nach Canakkale geschickt. Aus diesem Grund erklären wir euch den Krieg und beginnen ab sofort mit dem Kampf. Dies ist eine offizielle osmanische Kriegserklärung!"

Mehmet und Abdullah nähen sich eine osmanische Flagge (siehe Bild) und schaffen es, in der Gegend um Broken Hill in New South Wales (1.200 km entfernt von Sydney) drei Eisenbahnen entgleisen zu lassen, indem sie die Schienen an einem Teilstück entfernen. Im dritten entgleisten Zug finden die beiden Langwaffen: Einige Gewehre werden nun Eigentum der beiden Krieger.

Derart bewaffnet, beginnen Mehmet und Abdullah ab Januar 1915 einen bewaffneten Guerillakrieg in New South Wales: Sie überfallen Polizeistationen und kleinere Armeestützpunkte und töten zahlreiche Australier. Insgesamt 8 Überfälle verzeichnen die Behörden und sind zunächst einmal ratlos, wer denn hinter diesen Angriffen stecken könnte.

Dann entsinnen sie sich der eingegangenen Kriegserklärung von zwei osmanischen Soldaten und nehmen die Angelegenheit nun ernst. In die Gegend werden etwa 250 australische Soldaten entsandt. Diesen Soldaten schließen sich örtliche Freiwilligenmilizen an. Am Ende jagen etwa 500 Australier die beiden Osmanen und stellen diese auf einem Hügel bei Broken Hill zum finalen Kampf.

Nach einem längeren Gefecht werden Mehmet und Abdullah erschossen. Unmittelbar danach versammeln sich Menschen auf dem Hügel zu Erinnerungsfotos (siehe Bild). Die Gräber der beiden sind noch immer in Broken Hill, die Fahne und die Waffen können besichtigt werden.

Um diese beiden Soldaten ranken sich verschiedene Mythen und sich teilweise widersprechende Behauptungen. ZB. werden die beiden Soldaten damals vom australischen Staat als Inder bzw. Afghanen bezeichnet, um diese peinliche Episode damals unter den Teppich zu kehren. Der Grund dafür ist einfach: Schließlich befand man sich im Kriegszustand mit dem Osmanischen Reich und ein derartiger Beweis von Todesmut von nur zwei Soldaten hätte die Truppen im Kampf massiv demoralisieren können.

Özden Ipek, M.A.



C&M distanziert sich konkret und ausdrücklich vom Inhalt dieses Postings.
Der Ersteller des Postings haftet für seine Äußerungen.
Inhalte, die nicht den Forumsregeln entsprechen sind bitte vom Leser zu melden ...

> Forums > Offtopic

Du hast bereits für diesen Post abgestimmt...

;-)



Logo https://t.ress.at/NUUuX/


Ähnliche Themen:











Top