Handy abgeschaltet, FBI hört mit

19. Dez. 2006, 11:38 |  0 Kommentare

Die US-Bundespolizei FBI nutzt die Möglichkeiten aktueller Handymodelle, um Verdächtige mittels ihrer Handys zu belauschen - auch wenn diese scheinbar ausgeschaltet sind.

In aktuellen Gangster-Serien im US-Fernsehen spielt der Wettlauf um Abhörtechniken und die passenden Gegenmittel oft eine tragende Rolle: Wenn sich etwa Tony Soprano in seinem Heizungskeller vor Lauschangriffen sicher wähnt, versucht das FBI mit neuen Filtermethoden, die Mafiagespräche vom Lärm der Lüftung zu separieren. Die Serie "The Wire" trägt den Konflikt sogar im Titel, die Zuseher - und damit wohl auch interessierte Straftäter - erfahren hier außerdem fast alles über die Möglichkeiten, die Handys den Strafverfolgern bieten.

Motorola Razr: Angezapft vom FBI?
Dass Handys bei der Organisation von illegalen Aktivitäten ein hohes Risiko darstellen, dürfte also weitgehend bekannt sein. Dass auch ein vermeintlich abgeschaltetes Mobiltelefon als Wanze fungieren kann, ist dagegen eine neue Entwicklung.


Motorola Razr: Angezapft vom FBI?

Im Zuge eines Prozesses gegen zwei mutmaßliche New Yorker Mafiosi wurde jetzt bekannt, dass das FBI die Handys der Angeklagten zu mobilen Wanzen umfunktioniert hatte, die auch dann noch ihren Dienst taten, wenn die Geräte vermeintlich abgeschaltet waren. Laut der Lokalzeitung "The Star Ledger" aus dem benachbarten Bundesstaat New Jersey sind Motorolas "Razr" und ein Modell der 900er-Serie von Samsung zu Wanzen umgerüstet worden.

Das FBI will die angewandte Technik zwar nicht offenlegen, aber laut Sicherheitsexperten wurde offensichtlich das sogenannte OTA (over-the-air programming) genutzt, das automatische Updates der Handy-Software oder bestimmter Inhalte erlaubt: "Die Möglichkeiten der neuen Telefone haben eben ihren Preis. Auf dem gleichen Weg wie die aktuellen Börsenkurse finden auch unerwünschte Eindringlinge Zugang zu den Handys," erklärte der Sicherheitsberater James M. Atkinson von der Granite Island Group dem "Star Ledger".

Neue Gefahren für die Privatsphäre
Das Vorgehen der US-Bundespolizei bei der Umfunktionierung von Handys zu Wanzen, die die Verdächtigen immer mit sich tragen, erinnert an die aktuelle Diskussion um Hacker-Methoden der deutschen Polizei: Im Zuge des "Programms zur Stärkung der inneren Sicherheit" soll die unbemerkte Online-Durchsuchung privater Computer durch Polizei und Verfassungsschutz gesetzlich geregelt werden.

Und genau wie Datenschützer hierzulande Zweifel an diesen Methoden äußern, stoßen sich US-Bürgerrechtler am Vorgehen des FBI: "Angesichts der zahlreichen Mikrophone und Kameras in Alltagsprodukten, entstehen Überwachungs- und Missbrauchspotentiale bislang unbekannter Dimension," warnt etwa der Anwalt Kevin Bankston von der Electronic Frontier Foundation.

Quelle: spiegel.de





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