Das Apple-Multimedia-Handy iPhone soll den Umsätzen mit Datendiensten in Europa einen Schub verleihen. Unterdessen hoffen auch andere Gerätehersteller, an den Umsätzen der Mobilfunkbetreiber mitschneiden zu können.
Über das neue Apple-Handy will Rene Obermann, Chef der Deutschen Telekom [DT], gar nicht reden. Darf er auch nicht, denn Apple hat die Vertriebspartner - und dazu gehört die DT laut Konzernkreisen - zum Schweigen verpflichtet.
In seiner Rede auf der Internationalen Funkausstellung [IFA] in Berlin erwähnte Obermann das neue Gerät mit keinem Wort. Erst auf Nachfrage sagte er knapp, dass das iPhone für mobile Datendienste wie Handy-TV "wegweisend" sein werde. Experten geben ihm da recht.
Hohe Erwartungen
Die Erwartung ist, dass das neue Gerät des angesagten US-Technikkonzerns die Branche mehr verändern wird als die meisten Mobiltelefone zuvor.
Dabei kann das Apple-Handy kaum mit neuen Anwendungen aufwarten. "Das iPhone hat keine, die es nicht schon bei einem anderen Anbieter gibt", sagt Gregor Harter von der Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton. Beim Kunden punkten kann das Apple-Handy mit Design und Benutzerfreundlichkeit, was schon den digitalen Musikspieler iPod zum Erfolg machte.
Wettrennen um Exklusivvertrag
Es gebe kaum eine Marke, die größere Begehrlichkeiten als Apple weckt, sagt ein Mobilfunkmanager. Die komplette Branche sei daher an einer exklusiven Vermarktung interessiert gewesen, wie sie nun die Deutsche Telekom in Deutschland erhalten habe.
Datenumsätze sollen steigen
Mit dem Zuschlag kann die DT aber nicht nur ihr Image aufpolieren, sondern auch auf höhere Datenumsätze hoffen. Die amerikanische AT&T, die als erster Telekomkonzern das iPhone vermarktet, verzeichnet bei den Nutzern des Apple-Handys deutlich höhere Datenumsätze.
Davon profitiert auch Apple, da der Konzern rund zehn Prozent der Umsätze einstreicht - in diesem Umfang ein Novum. "Für die Branche wird das iPhone eine große Auswirkung haben, da die Umsatzbeteiligung einen Paradigmenwechsel mit sich bringt", sagt Harter.
Hoffen auf Umsatzbeteiligung
Andere Gerätehersteller hoffen nun auch auf eine Umsatzbeteiligung. "Eine gute Position haben dabei Nokia und Sony Ericsson." Beide verfügten über eine starke Marke und attraktive Mobiltelefone.
Umdenken bei Subventionen
Für die Führung der Deutschen Telekom könnte der Zuschlag auch aus anderer Sicht ein Segen sein. Denn das Apple-Handy kommt ohne Subventionen in die Regale. Derzeit werden selbst Qualitätshandys oft mit hohen Zuschüssen für wenig Geld angeboten, was die Margen der Anbieter belastet.
Mit dem iPhone könnte aus Sicht des Marketing-Experten Harter ein Umdenken bei Unternehmen und Verbrauchern einsetzen.
"Kein Heilsbringer"
Einige Experten warnen hingegen vor überhöhten Erwartungen. So blieb der Absatz bei AT&T in den ersten Tagen hinter den Analystenprognosen zurück, und das iPhone ist nicht frei von Kinderkrankheiten.
Ein anderer Experte bemerkt zudem, dass mit dem iPhone nicht alle Probleme der Branche gelöst werden können. Ein Mobiltelefon könne nicht der Heilsbringer sein, sagt er.
Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft
Obermann kann dennoch zufrieden sein, auch wenn er den Deal mit Apple nicht selbst verkünden darf.
Diesen Auftritt wird sich Apple-Chef Steve Jobs nicht entgehen lassen, voraussichtlich schon in Kürze, damit das iPhone im Weihnachtsgeschäft in den Geschäften ist, wie es im Umfeld der Unternehmen heißt.
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