Call ID Spoofing

Unter dem Begriff Call ID Spoofing bezeichnet man die Methode, mit welcher Anrufe unter einer für den Angerufenen vorgetäuschten Nummer geführt werden können. Bei der Rufnummernanzeige des angerufenen Telefons wird anstatt der Originalrufnummer des Anrufers eine in der Regel frei wählbare Identifikationsinformation angezeigt. Dadurch wird es möglich, die wahre Identität des Anrufers beim Angerufenen zu verschleiern, um eine falsche Identität vorzutäuschen. Diese Möglichkeit besteht leider grundsätzlich in unregulierten Kommunikationsnetzen (z. B. Internet), ist aber auch in regulierten öffentlichen Netzen, ob VoIP- oder klassische Telekommunikations-Netze, die den jeweiligen Telekommunikationsgesetzen unterliegen (z. B. dem Österreichischen TKG) verboten, beziehungsweise auch durch eine Fülle von Einschränkungen nahezu unmöglich gemacht.

Funktionsweise und Techniken
Seit der Einführung der Call ID gibt es auch die Wege, diese zu manipulieren. Die verbreitetesten Varianten basieren entweder auf Voice-over-IP-Techniken oder der Verwendung von ISDN-Anlagenanschlüssen (DDI). Eine sehr starke Verbreitung fand die Technik erst mit Einführung der Internet-Telefonie via Voice over IP (VoIP). Es gibt zwar noch weitere Möglichkeiten, die Anrufernummer zu verfälschen (z. B. Orange-Boxing oder VoiceXML), jedoch basieren die meistgenutzte und einfachste Methoden auf VoIP.

Call-ID Spoofing bei ISDN-Anlagenanschlüssen ist aber in der Regel nur in dem jeweiligen Rufnummernvolumen der TK-Anlage möglich, da die rufende Nummer immer in einem öffentlich regulierten Netz auf Zulässigkeit für diesen Anschluss überprüft wird (engl.: "number screening"). Bei einigen ISDN-Anlagenanschlüssen kann aber auch auf das Leistungsmerkmal CLIP -no screening- geschaltet werden, welches es ermöglicht, dem angerufenen Teilnehmer eine beliebige Rufnummer (im Sinne von Spoofing) mitzuteilen, da diese Rufnummer nicht von der Vermittlungsstelle auf ihre Richtigkeit überprüft wird. Die "echte" Rufnummer wird dabei zwar mitgesendet (engl. "network provided"), lässt sich jedoch nur mit speziellen Endgeräten auslesen.

Damit das ganze aber funktioniert, muss die Möglichkeit der Rufnummernanzeige beim gerufenen Teilnehmer, dem sogenannten CLIP, wirksam sein. Bei einem VoIP-Anruf über das Internet über ein unreguliertes Kommunikationsnetz, besteht immer die Möglichkeit, die sogenannte "display information" (d.h. was auf dem Bildschirm des Angerufenen angezeigt wird) frei zu wählen. Eine solche Methode kann am einfachsten zur Manipulation genutzt werden, ohne die rufende Nummer verändern zu müssen. Soll auch zusätzlich die rufende Nummer verfälscht werden, sind weitergehende Änderungen der VoIP-Registrierung oder die Auswahl eines mehr oder weniger unseriösen VoIP-Anbieters nötig. Der Anrufer wählt dabei z. B. zuerst die Kundendienstnummer eines Anbieters für „Call ID Spoofing“. Dieser Dienst bietet dann die Möglichkeit zur Eingabe einer Nummer, die auf dem Bildschirm des VoIP-Telefons des Empfängers angezeigt werden soll. Dann wird der Anruf daraufhin über den Dienstanbieter weitergeleitet. Im Internet ist dann auch eine Browser-basierte Art der Nutzung möglich, bei der nach einer Registrierung die gewünschte Nummer des Nutzers auf der Seite eingetragen wird, worauf die Weiterverbindung mit dem Empfänger erfolgt.

In den regulierten und öffentlichen Telekommunikationsnetzen ist dies auch an den Netzgrenzen (also z. B. für Anrufe aus dem Internet ins Festnetz) in der Regel aber nicht möglich, beziehungsweise durch die vor Ort geltenden Telekommunikationsgesetze unterbunden, die aus einer Fülle von Vorschriften für die Rufnummernanzeige resultieren (z. B. in Österreich durch § 61-68 des TKG). Ein bekannt gewordenes Spoofing in regulierten öffentlichen Netzen basierte meistens auf der Nichtbeachtung der Telekommunikationsgesetze durch den jeweiligen Dienstanbieter und bestehen in der Regel auch nur kurze Zeit, da solche Fälle bei der jeweiligen Regulierungsbehörde (in Österreich die RTR) angezeigt werden können.

Die Anwendungsgebiete
Ein Verfahren zur Verfälschung der "Call ID" wurde in den USA erstmals 2004 frei im Internet angeboten. Ein Hacker namens Kevin Mitnick demonstrierte dies in der "Art Bell Show", indem er seine Rufidentifikation in die FBI-Hauptquartier-Nummer von Los Angeles abänderte.

Ein Anwendungsgebiet für ein mögliches Call ID Spoofing ergibt sich auch vorallem für Journalisten, Detekteien, Rechtsanwälte und Inkassobüros, die die Technologie zu Ermittlungs- und Recherchezwecken nutzen könnten.

Call ID Spoofing ermöglicht aber auch telefonisches Phishing – nach folgendem Prinzip: Indem man sich mit einer falschen Identität (engl. "pretext calls") ausgibt, versucht man, sich vertrauliche Informationen (Passwörter etc.) zu beschaffen. In jüngster Zeit vor allem mit Anrufen, angeblicher Mitarbeiter der Firma Microsoft. Zunehmend treten auch immer mehr Fälle von SPIT (engl.: "spam over internet telephony") auf, bei denen Werbeanrufe nicht zurückführbar sind. Früher konnte man mit dieser Technik auch eine Mailbox-Abfrage bei anderen getätigten, die keine PIN-Eingabe erfordern.

Provider
In den USA wird ein Call-ID-Spoofing-Dienst beispielsweise von einem Unternehmen angeboten, das sog. „Spoofcards“ ausgibt, die ähnlich wie Telefonkarten ein Guthaben für eine bestimmte Gesprächsdauer besitzen und im Rahmen eines Abonnements per Kreditkarte erworben werden können. Zusätzlich stehen auch noch einige Funktionen wie Stimmverstellung und Aufnahme zur Verfügung. Dieser Dienst ist jedoch limitiert auf die USA und Kanada. In den USA gibt derzeit 5-10 Dienste dieser Art.

Der erste Anbieter von Call ID Spoofing via VoIP war 2004 das Unternehmen star38.com. In Deutschland gab es kurzzeitig (so zirka Anfang des Jahres 2008) auch einen solchen Dienst von der Firma Visukom, jedoch musste dieser kurz nach Markteinführung auch wieder eingestellt werden, wegen nicht eingehaltenen Vertragsabkommen für Netzbetreiber-Zugänge zum regulierten öffentlichen Netz.

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