Chatter rettet lebensmüde Internet-Bekanntschaft
08. Februar 2009, 10:26 | 1 KommentarDer Empfänger der Nachricht, immerhin fast 5000 Kilometer weit entfernt, wurde hellhörig: "Ich habe den Teenager gebeten, mit dem Gesicht in die Webcam zu gucken, damit wir Auge in Auge reden können", berichtet Jesse Coltrane aus Camden im US-Bundesstaat New Jersey.
Doch sein Chatfreund aus Kalifornien, mit dem sich der 21-Jährige Coltrane zuvor über Musik unterhalten hatte, ließ sich nicht beruhigen: Er werde gleich Selbstmord begehen, sagte er seiner Chatbekanntschaft. Was folgte, erinnert an einen Horrorfilm: Der Jugendliche biss die Zähne zusammen, drückte die Augen fest zu und begann, sich selbst Schnittverletzungen zuzufügen. Coltrane versuchte, den Selbstmörder abzulenken, doch der zuckte nur vor der Webcam herum. Seine letzten Worte: "Du lebst dein Leben und ich meines. Ich weiß schon genau, wie ich mit meinem Leben umgehen muss." Danach nahm der Jugendliche seine Kopfhörer ab und loggte sich aus dem Instant-Messaging-System aus.
Jesse Coltrane, die geschockte Chatbekanntschaft, reagierte blitzschnell und alarmierte die Polizei in der kalifornischen Stadt Sacramento. Viel wusste er über den Selbstmörder nicht - nur einen Vornamen und die Handynummer. Doch nur drei Stunden später hatte Coltrane die Gewissheit, dass er ein Menschenleben gerettet hat: Die Polizei konnte den 18-Jährigen ausfindig machen - schwer verletzt, aber am Leben. "Ich nehme solche Selbstmorddrohungen sehr ernst", sagte Coltrane danach einer Lokalzeitung. Immerhin kam es in der Vergangenheit immer wieder vor, dass sich Internet-Surfer vor laufender Webcamdas Leben nahmen - und die Web-Gemeinde nur zuschaute.
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