Kefir am 24. Juli 2007 um 13:05 |  0 Kommentare | Lesezeit: 3 Minuten, 36 Sekunden

Google jagt analoge TV-Frequenzen

Nach Abschaltung der analogen TV-Sender in den USA wird das 700-MHz-Band für mobile Dienste 2008 neu versteigert. Intel, Cisco und Google forcieren ein Netz nach den Regeln des Internets, die Mobilfunker in den USA sind sehr dagegen.

Am Dienstag wird der Vorsitzende der Regulationsbehörde FCC, Kevin Martin, vor einem Komitee des US-Kongresses darlegen, nach welchen Regeln das frei werdende Frequenzspektrum im Bereich 700 MHz versteigert werden soll.

Nach der vollständigen Digitalisierung der amerikanischen Fernsehnetze im Jahr 2008 werden TV-Frequenzen zwischen 698 MHz und 806 MHz für neue Dienste freigegeben.

Analoge Reichweiten
Da Analog-TV wesentlich höhere Bandbreiten verbraucht als Digitalfernsehen, kehrt hier ein ziemlich breiter Frequenzbereich auf den Markt zurück. Zu dieser "digitalen Dividende" trägt auch die auf diesem Band mögliche Reichweite wesentlich bei.

So lassen sich mit einer deutlich geringeren Senderdichte als bei bestehenden US-Mobilfunkdiensten große Gebiete abdecken oder überbrücken. Das 700-MHz-Band ist für einen mobilen Breitbanddienst der nächsten Generation also geradezu prädestiniert.

Telekoms versus IT
Nach welchen "Regeln" diese neuen Netze freilich funktionieren werden, darüber tragen die Telekoms und Mobilfunker ein heftiges Lobbying-Gefecht mit Größen der IT-Industrie wie Cisco und Intel aus.

Wird alles nach dem Muster bestehender Datendienste der zweiten, zweieinthalbten und dritten Mobilfunkgeneration [2G, 2.5G, 3G] ablaufen? Wird der neue Datendienst also nach dem Muster von GPRS, EDGE und CDMA2000, dem US-Analogon zum europäischen UMTS/HSPA, funktionieren, mit dem Netzbetreiber als Anbieter aller Services?

"4G"-Mobilfunk = Internet
Am Freitag ist nun mit Google das prototypische Internet-Großunternehmen in das Match um die 700-MHz-Frequenzen eingestiegen.

Für eine mögliche Beteiligung an der Frequenzauktion habe man vorerst einmal 4,6 Milliarden Dollar auf die Seite gelegt, teilte die Google-Geschäftsführung mit.

Für seinen Einstieg in das Bieterrennen hat der Suchgigant vier Bedingungen gestellt, die man in einem Satz so zusammenfassen könnte: Die mobilen Datennetze der vierten Generation des Mobilfunks sollen möglichst genauso funktionieren wie das Internet.

Wer die Geschäfte macht
Freie Wahl der verwendeten Geräte sowie von Dienstleistungen und Inhalten, Andockpunkte für Internet-Provider überall, die Möglichkeit für Drittanbieter, Dienste weiterzuverkaufen - so lautet das Credo von Google und den anderen Großen der IT- und Internet-Industrie.

Genau diese Geschäfte aber wollen die Telekoms/Mobilfunker eigentlich alleine machen, auch wenn ihre "Multimedia"-Dienste bei weitem weder in den USA noch in Europa die Umsätze bringen, die sie sich erhofft hatten.

Mobiler Preisverfall
Was Google und Konsorten wollen, ist ein Datennetz, in dem das Internet-Protokoll TCP/IP regiert. Neben allen anderen Internet-Services ist auch Telefonie möglich, logischerweise solche nach dem Internet-Protokoll, also Voice over IP.

Damit wäre ein radikaler Preisverfall für die mobile Telefonminute nach dem Muster des Preisverfalls im Festnetz für die nächste Zukunft in den USA programmiert. Das ist der zweite Grund, warum sich die alteingesessenen Telefoniebetreiber so heftig gegen die Googleschen Forderungen wehren.

Analoge "Pager"
Die FCC hatte bereits ankündigt, 22 MHz des freizugebenden 700-MHz-Bereichs ohne Auflagen für verwendete Protokolle freizugeben.

Das ist etwa die Hälfte des Bereichs. Neben den frei werdenden Analog-TV-Frequenzen befinden sich im 700-MHZ-Band die in den USA immer noch üblichen analogen "Pager"-Dienste für Notfall-Kommunikation, die ebenfalls ein Ablaufdatum haben. In Österreich etwa wurde das analoge "Pager"-Netz bereits vor Jahren abgeschaltet.

InfoWiMAX kommt
Welches Protokoll für den neuen Datendienst zur Anwendung kommen wird, ist angesichts der Milliarden, die Intel in den WiMAX-Standard investiert, ebenfalls offensichtlich.


Europas "G"-Punkt
In den USA, die bei mobilen Datendiensten seit der Einführung von SMS stets meilenweit hinter Europa, Japan und Südkorea zurückgefallen waren, ist als Schlagwort für das kommende, mobile Datennetz nach Internet-Kriterien bereits "4G" gebräuchlich.

Die europäischen Mobilfunkunternehmen haben mit den Standards des European Telecommunications Institute GSM [2G] und UMTS [3G] die "G"-Zählweise für mobile "Circuit Switched Networks", also Handynetze mit Datenkanal, vorgegeben.

Es sieht danach aus, dass "4G" in den USA künftig "mobile Internet-Dienste inklusive Telefonie" bedeuten wird.

via Fz





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