"DOKeins" - Hanno Settele folgt als "iMensch" der "Diktatur des Digitalen"

13. Okt. 2015, 12:45 |  4 Kommentare


Bild: Orf

Am Mittwoch, dem 14. Oktober, setzt Hanno Settele um 20.15 Uhr in ORF eins auf digitale Kost. Die digitale Steinzeit ist kaum 20 Jahre her. Wissen wurde in erster Linie über Druckerzeugnisse verbreitet, Telefonanrufe haben noch Geld gekostet, wer sich krank fühlte, ging zum Arzt und ein Streit wurde unter vier Augen in der realen Welt ausgetragen. Viele wichtige Dinge des Lebens haben sich bereits in die virtuelle Welt verlagert. Es werden Freundschaften gepflegt, Informationen konsumiert und verbreitet, Einkäufe getätigt, Sex und Liebe gesucht und sogar Krankheiten diagnostiziert - aber auch gemobbt, gestalkt, getrollt und im "Shitstorm" ganze Existenzen vernichtet.

Wir beherrschen das Internet - oder ist es eher umgekehrt? Sind wir Meister oder Sklaven der neuen Technologien? Bediener oder Bestandteil einer großen Maschine? Wie sehr hat sich unser Verhalten und unser Denken seit dem Siegeszug des WWW und seiner portablen Manifestation in Form des Smartphones verändert? Hanno Settele geht, begleitet von Social-Media-Expertin Judith Denkmayr, auf eine Reise, auf der er Cyborgs und Zukunfts- und Evolutionsforscher trifft. Er experimentiert mit Digital Natives, untersucht neue Formen der Prominenz und betritt sogar im Mutterland des Internets eine großen, weißen Fleck auf der digitalen Landkarte.

Greenbank, West Virgina: Vor rund 60 Jahren ist hier etwas Bemerkenswertes passiert. Mehrere Radioteleskope wurden aufgestellt, um den Klängen des Weltalls lauschen zu können und so der Lösung um das Rätsel vom Ursprung des Universums einen Schritt näher zu kommen. Um den Widerhall des Urknalls einfangen zu können, braucht es ringsherum Stille - genauer: Funkstille. Green Bank und ein 34.000 Quadratkilometer großer Umkreis wurden daher im Dienste der Wissenschaft zur "National Radio Quiet Zone" erklärt. Funkverkehr ist hier nur extrem eingeschränkt möglich, der Gebrauch von WLAN und Mikrowellen-Geräten in Green Bank selbst sogar verboten - und das Smartphone höchstens als Uhr oder Fotoapparat brauchbar. Das Internet gibt es hier selbstverständlich trotzdem: am Computer, per Kabel. Es ist somit allenfalls Option - nicht Allmacht.

Ganz anders sieht das Leben für Österreichs Jugend aus: Sie gelten als Digital Natives. Sie hängen an ihren Handys wie Intensivpatienten am Beatmungsgerät. Viele würden nicht einmal für ein mehrtägiges Experiment auf ihre Smartphones verzichten, aus Angst, irgendetwas Wichtiges zu versäumen.

Aber sind die Erwachsenen besser? Sind wir nicht alle bereits süchtig nach der virtuellen Welt? Einer Welt, in der das höchste Gut die permanente Verfügbarkeit ist. In der Jede und Jeder seine Beliebtheit in "Freunden", "Followern" und "Likes" genau messen kann. In der täglich eine neue Art von Stars geboren werden, die ihre Prominenz der perfekten Inszenierung von Normalität und Alltag verdanken und "YouTuber" der Traumberuf Nr.1 unter Volksschülern ist. In der Teenager in ihren Kinderzimmern Sendungen produzieren, die sie selbst zum einzigen Thema haben - Zehntausende Fans schauen ihnen dabei zu.

Hanno Settele stellt sich die Frage, ob es nicht ein Fehler der Natur ist, dass wir nicht gleich mit eingebautem Smartphone auf die Welt kommen - also einer Evolution 2.0. Für selbst erklärte "Cyborgs" wie Enno Park würde damit ein Traum in Erfüllung gehen. Immerhin können wir uns bereits per Smartwatch körperlich mit dem Netz vereinen. Die Menschen in Green Bank, West Virginia, schütteln darüber nur den Kopf, schauen in den klaren Sternenhimmel und genießen die Funkstille.

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