Die Zukunft von Blu-ray auf dem Massenmarkt

30. Nov. 2009, 20:58 |  0 Kommentare

Während Blu-ray vor einem Jahr noch als ein Format für die "Early Adopters" der Unterhaltungselektronik galt, sieht Thilo Röhrig, Vorsitzender der Blu-ray Group Deutschland, das Format mittlerweile "auf dem Massenmarkt angekommen".

BITKOM-Aussendung zur Blu-ray-Verbreitung
Im Oktober wurden im Werk des Datenträgerherstellers Sony DADC in Anif in Österreich alleine zehn Millionen Blu-ray Discs produziert. Auch bei den Prognosen für das Weihnachtgeschäft halten sich die Hersteller freilich nicht zurück. Die Blu-ray Group Deutschland rechnet im vierten Quartal 2009 mit 625.000 verkauften Blu-ray-Playern (allerdings inklusive der Playstation 3) und 3,5 Millionen verkauften Discs im deutschsprachigen Raum.

Auch der deutsche Branchenverband BITKOM prognostiziert ein starkes Absatzwachstum, das unter anderem auf die gesunkenen Preise der Blu-ray-Player zurückzuführen sei. "Die Preise der Geräte sind um fast 30 Prozent auf durchschnittlich 226 Euro gefallen", heißt es in einer BITKOM-Aussendung. Media-Markt-Geschäftsführer Thomas Pöcheim ortet in der Vorweihnachtszeit eine verstärke Nachfrage nach der Blu-ray-Technologie.


In Anif bei Salzburg in Österreich werden Blu-ray Discs hergestellt und verarbeitet.


Preise von Blu-ray-Playern im Sinkflug
In Österreich waren im vergangenen Quartal laut dem Marktforschungsunternehmen GfK jedoch stagnierende Absätze von Blu-ray-Geräten zu bemerken, allerdings wurde bereits jeder zweite Blu-ray-Player um 200 Euro und weniger verkauft. Die Preise für Einsteigermodelle befinden sich weiter im Sinkflug.

So ist etwa Samsungs Modell BD-P1580 laut geizhals.at in Österreich bereits ab 118 Euro erhältlich. Das Gerät war im Juni noch mit 176 Euro (Tiefstpreis) gelistet. Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft bieten viele Markenhersteller wie Sony, Panasonic und Samsung relativ günstige Einsteiger- und Mittelklassemodelle an, auch hier lohnt sich ein Preisvergleich im Internet.

Schärferes Bild nur mit Flachbildschirm
Doch um das bis zu fünffach höher aufgelöste Bild im Full-HD-Format von 1.920 x 1.080 Pixel sowie die erweiterten Sound-Möglichkeiten nutzen zu können, die Blu-ray gegenüber einer DVD bietet, ist ein Flachbildschirmfernsehgerät notwendig, das zumindest "HD ready" ist. "HD ready"-Geräte können Vollbilder von 1280 x 720 Pixel und Halbbilder von 1920 x 1080 Pixel anzeigen. Auf alten Röhrenfernsehgeräten ist eine Verbesserung der Bildqualität freilich nicht erkennbar, deshalb lohnt sich in diesem Falle die Anschaffung eines Blu-ray-Players nicht.

Unterschiedliche Schnittstellen im Angebot
Konsumenten, die den Umstieg von DVD auf das Blu-ray-Format wagen möchten, sollten sich vor dem Kauf eines Blu-ray-Players jedoch klar darüber werden, was für Zusatz-Features sie für den persönlichen Gebrauch wirklich benötigen und ob sie über den Player auch ihre Foto- und Musikkollektion abspielen möchten. Nicht alle Player können beispielsweise MP3s und DivX-Files abspielen, manchen fehlt auch ein Mehrkanalausgang für analogen Ton. Manche Player verfügen über einen SDHC-Kartenslot, andere über einen USB-2.0-Eingang oder über WLAN oder LAN für den Online-Zugang, doch nicht jeder Player bringt sämtliche Speicher- und Kommunikationsschnittstellen mit.

Panasonic bietet mit dem DMP-BD60 derzeit etwa ein Einsteigergerät an, welches sowohl über eine USB-2.0-Schnittstelle als auch einen SDHC-Slot und eine LAN-Schnittstelle verfügt. Durch eine Zusatzfunktion kann der User auch auf YouTube-Inhalte zugreifen. Mit dem Gerät lassen sich zudem JPG, MP3 und DivX-Dateien abspielen.


Panasonic DMP-BD60


Zwei ähnlich umfangreiche Einsteigermodelle sind Samsungs BD-P1600 und Sonys BDP-S360. Beide Modelle sind im selben Preissegment wie der Panasonic angesiedelt und kosten um die 150 Euro. Das Samsung-Gerät verfügt statt eines SDHC-Slots über zwei USB-2.0-Anschlüsse, das Sony-Gerät kann keine DivX-Dateien abspielen und verzichtet ebenfalls auf einen SD-Kartenslot. Allen drei Einsteigermodellen gemeinsam ist der LAN-Zugang und das BD-2.0-Profil, welches für die Abrufbarkeit von BD-Live-Inhalten im Internet erforderlich ist.

BD Live: Zusatzinhalte über das Internet
Der Käufer von Blu-ray Discs, die über BD-Live verfügen, kann sich Zusatzinhalte wie Filmtrailer, Dokumentationen, Wallpapers und Spiele zum eingelegten Film aus dem Internet herunterladen. Die "Special Features" variieren dabei von Disc zu Disc und waren in der Vergangenheit nicht besonders umfangreich, weswegen sie kaum genutzt wurden.

Laut einer User-Befragung mit 3.231 Teilnehmern der Online-Community Bluray-disc.de vom Oktober 2009 verwenden 60,17 Prozent der Befragten BD-Live derzeit nicht. Die Hersteller von Blu-ray-Scheiben möchten allerdings in Zukunft verstärkt auf BD-Live-Inhalte setzen.

MovieIQ - Filmdatenbank in Echtzeit
So hat Sony mit MovieIQ Ende Oktober ein Feature nach Europa gebracht, welches einen Zugriff auf die gleichnamige ständig aktuell gehaltene Filmdatenbank bietet. Mit einer MovieIQ-fähigen Blu-ray Disc von Sony und einem ans Internet angeschlossenen Blu-ray-Player mit BD-Live können Filmfans direkt auf ständig aktualisierte Informationen über die in der aktuellen Szene mitwirkenden Schauspieler, Musikstücke und Produktionsfakten zugreifen. "Die Idee dahinter ist es, den Nutzern schnelle Informationen zu liefern, ohne dass sie dazu selbst im Internet recherchieren müssen", so Jürgen Grünberger, Development Manager bei Sony DADC.

Interessierte Nutzer müssen dazu im Menü auswählen, dass sie den eingelegten Film mit MovieIQ ansehen möchten. Danach greift der Blu-ray-Player über das Internet auf die Datenbank von Sony zu, um die aktuellen Informationen zu den jeweiligen Schauspielern und Fakten herunterzuladen. Während der Filmwiedergabe kann sich der Nutzer am rechten Rand des Bildschirms die für ihn interessanten Informationen ansehen, ohne dass der Film unterbrochen werden muss.

Anwendungen für Mobilgeräte geplant
Der erste Titel mit MovieIQ, der in Europa auf dem Markt erschienen ist, ist der Spielfilm "Illuminati". Derzeit biete Sony sechs Titel mit der MovieIQ-Abfrage in sieben Sprachen an, weitere 60 Titel seien in Planung, erzählt Grünberger gegenüber Ress.at. In Planung sei außerdem eine Anwendung namens MovieIQ Sync Mobile. Mit dieser Anwendung lassen sich die Inhalte von MovieIQ auf mobilen Endgeräten abrufen, und das volle HD-Bild am TV-Gerät bleibt unversehrt. Die Zusatzinformationen werden auf dem Display des Mobilgeräts automatisch aktualisiert. Wann diese Anwendung für Mobilgeräte auf den Markt kommt, konnte Grünberger noch nicht beantworten.

Sony DADC arbeitet zudem an der Entwicklung eines Multiplayer-Games zum Film, welches ebenfalls über Mobilgeräte wie das iPhone gespielt werden können. Bei der Livedemonstration in Anif wurde ein Quiz präsentiert, bei dem die Frage am TV-Gerät angezeigt wurde und die Antwort via Mobilgerät einzugeben war.

Video on Demand als Ergänzung
Damit sind die Möglichkeiten von BD-Live noch nicht ausgeschöpft. So zeigte ein Hersteller von Blu-ray-Inhalten aus Deutschland, Sofatronic, in Anif etwa einen Twitter- und Facebook-Client, der über BD-Live mit dem Blu-ray-Player verbunden werden kann, ortsbezogene Anwendungen sowie einen Ausblick auf die Zukunft: "Man kann über BD-Live ein Video-on-Demand-Portal gestalten, um den Kunden künftig auch über diesen Weg zu bedienen."

Der Heimvideomarkt werde künftig neben DVDs und Blu-ray Discs auch von Online-, Mobile- und Video-on-Demand-Diensten ergänzt, so eine Prognose des Marktforschungsunternehmens Futuresource Consulting vom August 2009 für Europa.

"20 Jahre werden noch Scheiben produziert"
Auch den Herstellern von physikalischen Tonträgern ist durchaus bewusst, dass die Discs von der Download-Konkurrenz abgelöst werden könnten. "Aktuell werden etwa zwei Milliarden Discs bei Sony DADC hergestellt, aber die Produktion wird sinken. Ich glaube aber, dass die nächsten 20 Jahre noch Scheiben produziert werden", so Dietmar Fischerlehner, Director Engineering bei Sony DADC. Die Blu-ray Disc könnte noch genug Zeit haben, um sich neben der DVD auf dem Massenmarkt zu etablieren.

Mehr dazu findest Du auf fuzo-archiv.at





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