Immer mehr wollen Serverspeicher in der Schweiz
11. Juli 2013, 00:30
Dank NSA-Whistleblower Edward Snowden boomen Schweizer Rechenzentren. Laut Experten hat das Daten-Business viel Potenzial. Allerdings gerät der Datenschutz auch in der Schweiz unter Druck.
Seit der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden der Welt erzählt hat, wie gross der Datenhunger der NSA ist, reissen sich Unternehmen um Speicherplatz auf Schweizer Boden:
Zitat:"Allein in den letzten drei Wochen ist unser Mail-Bereich um 30 Prozent gewachsen"
... sagt Franz Grüter, CEO des Datacenters Green.ch. Die Anfragen für Speichervolumen hätten sich im letzten Quartal verdoppelt.
Auch im Zürcher Rechenzentrum
Artmotion spürt man die Nachfrage. Für Geschäftsführer Mateo Meier ist klar:
Zitat:"Seit Eward Snowden die dubiosen Spionage-Praktiken publik gemacht hat, ist das Misstrauen gegenüber amerikanischen Servern gross."
Weil sich die USA dank eines EU-Abkommens auch an europäischen Servern vergreifen können, seien Rechenzentren in Nachbarländern weniger gefragt. Dennoch melden sich derzeit vor allem Schweizer Betriebe bei der Artmotion:
Zitat:"Unternehmer wollen ihre Daten jetzt wieder im eigenen Land haben, wo die Gesetze klar und bekannt sind"
...so Meier.
Bundesrat will Datenschutz lockern
Der Schweizer Datenschutz könnte jedoch schon bald an Festigkeit verlieren. Das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement verfasste unter der Leitung der damaligen Vorsteherin Eveline Widmer-Schlumpf eine Gesetzesänderung. Mutmassliche Straftäter sollen über das Internet überwacht werden dürfen und Daten länger aufbewahrt werden.
Damit könnten Daten künftig auch in der Schweiz nur auf einen Verdacht hin eingesehen werden. Den Schweizer Rechenzentren könnte dies den Wettbewerbsvorteil, den sie durch die restriktiven Datenschutz-Standarts geniessen, verhageln. Ihnen ist das Vorhaben denn auch ein Dorn im Auge:
Zitat:"Wird die Gesetzesänderung angenommen, werde ich auf jeden Fall das Referendum ergreifen"
... sagt Franz Grüter von
Green.ch.
Das Parlament wird voraussichtlich in der Herbstsession über die Gesetzesänderung bestimmen.
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