Nazi-Leaks: Anonymous startet Portal
02. Januar 2012, 21:06
| 0 Kommentare
Aktivisten der Hacker-Gruppe Anonymous haben ein gegen die deutsche rechte Szene gerichtetes Enthüllungsportal gestartet. Die NPD erklärte am Montag, sie prüfe den Fall noch, werde aber wahrscheinlich eine Anzeige erstatten.
Hacker aus dem Umfeld der Anonymous-Gruppe haben ein gegen Neonazis gerichtetes Enthüllungsportal gestartet. Auf der Website
nazi-leaks.net ist unter anderem eine Liste mit angeblichen NPD-Spendern veröffentlicht worden. Das Portal ist nach Angaben der anonymen Betreiber Teil der "Operation Blitzkrieg", mit der Anonymous seit mehreren Monaten dazu aufruft, die Web-Auftritte rechter Organisationen anzugreifen. Die Deutsche Presse-Agentur konnte die Echtheit der veröffentlichten Informationen nicht überprüfen. Die NPD erklärte am Montag, sie prüfe den Fall noch, werde aber wahrscheinlich eine Anzeige erstatten.
Die Daten dürften von
einem Hack stammen, der am Rande des 28. Chaos Communication Congress (28C3) in Berlin stattfand.
Dabei wurde neben der rechten Szene auch die katholische Kirche (unter anderem kreuz.net) ins Visier genommen.
Umfangreiche Informationen
Bei nazi-leaks.net handelt es sich um ein technisch einfaches Blog, bei dem Nutzer per E-Mail Informationen einreichen können. Auf der Seite standen am Montag unter anderem Listen mit Kunden rechter Versandhäuser, Autoren der Zeitschrift "Junge Freiheit" sowie interne E-Mails der NPD, aus denen bereits im Februar mehrere deutsche Medien berichtet hatten. Die Domain wurde am 18. Dezember 2011 registriert.
Die Zeitschrift "Junge Freiheit" erklärte, die auf nazi-leaks.net veröffentlichte Liste mit Kontakten der Redaktion sei bereits im Juli publiziert worden - damals auf der Website Indymedia. Der Verlag habe Strafanzeige gegen unbekannt gestellt. "Es handelt sich eindeutig um einen kriminellen Akt", sagte Felix Krautkrämer, Redakteur der Zeitschrift. Er betonte, dass die in der Liste aufgeführten Personen nicht allesamt Autoren seien, sondern teils auch Interview-Partner, die selbst nicht für die "Junge Freiheit" aktiv seien.
Noch keine Bestätigung über Echtheit
Die NPD erklärte am Montag auf dpa-Anfrage, sie prüfe die veröffentlichten Daten noch. Er wisse nicht, ob sie authentisch seien, sagte Parteisprecher Frank Franz. Die Partei werde wahrscheinlich in "allen denkbaren Bereichen" Strafanzeige stellen. Alles, was mit Hacking zu tun habe, betrachte die NPD als kriminell.
Die Websites rechter Gruppierungen sind in der Hacker-Szene ein beliebtes Ziel, immer wieder kommt es zu Angriffen. So legte eine Gruppe namens "No-Name Crew" im Mai rund 25 Websites der NPD lahm und lud dabei interne Informationen herunter. Nach anderen Aktionen wurden die Hacker von der Polizei gefasst.
Anonymous ist ein lose organisierter Zusammenschluss von Hackern ohne klar umrissene Führung. Die Aktivisten schließen sich zumeist ad hoc zu einzelnen "Operationen" zusammen. Bei der Benennung der Operation greifen die Anonymous-Aktivisten einen Begriff auf, den die Nationalsozialisten geprägt haben: Als Blitzkrieg bezeichneten sie überfallartige Angriffe, etwa beim Feldzug gegen Polen im September 1939.
Quelle: APA | dpa