aleX am 30. Sep. 2017 um 20:13 | Lesezeit: 4 Minuten, 36 Sekunden

Hände weg von diesen Android-Tools

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Bild: Pixabay

RAM Cleaner, Antiviren-Software, Cleaner-Apps und Defragmentierung unter Android. Überhaupt nicht nötig, also Finger weg.

Handys sind keine PCs. Das sollte einem als erstes klar werden. Deswegen muss man nicht immer die Tools welche am PC schon Jahre lang "empfohlen" sind auch am Handy haben.

Im PlayStore gibt es sie Massenweise. Die RAM Cleaner, Antiviren-Software und Defragmentierung Tools für Android Geräte. Ich möchte euch hier mal kurz erläutern, warum man diese nicht braucht.

Antiviren-Software
Auf dieses Thema bin ich schon mal 2015 eingegangen. Aber es gibt immer noch einige Leute die meinen es muss unbedingt eine Antiviren-Software auf ihrem Androiden laufen.

Aber nochmal...
Bei Android laufen alle Apps in einer sogenannten "Sandbox" oder eingedeutscht im "Sandkasten". Dieser Sandkasten ordnet jeder App eine eindeutige ID (UID) zu. Jede App wird als separater Prozess ausgeführt und erstmal isoliert von den anderen Apps. Die eine App kann also nicht mit anderen Apps kommunizieren.

Will also die eine App die Daten der anderen App, hat dazu aber keine Berechtigung vom System bekommen, unterbindet das System diesen Zugriff sofort.

Die Sicherheit des "Sandkasten" ist zwar nicht unüberwindbar, aber dazu müsste man schon den Linux Kernel von Android kompromittieren bzw. überlisten. Diesen Aufwand schafft man nicht mit einer einfachen App.

Ein Antiviren Programm unter Android bringt eine Liste von Namen mit sich, in der alle bekannten Namen der Android Viren stehen und vergleicht diese mit den Apps am Phone und meldet diesen Fund. Es analysiert also nicht Schadcode oder Schadhafte Prozesse am Gerät. So können diese Programme auch nicht bei neuen Bösartigen Apps reagieren, solange sie deren Namen nicht kennen. Also nicht wirklich Sinnvoll.

Wenn man nur Apps aus dem PlayStore installiert, wurden diese sowieso mit Google Play Protect überprüft. Dies ist ein Anti Schadcodescanner, welcher am Google Server bereits die Apps überprüft.

Und wie seit Jahren gilt immer noch, will man sich sicher sein das man keinen Schadcode aufs Handy bekommt, dann installiert man aus dem PlayStore.
Nimmt man Apps außerhalb des PlayStore dann ist Vorsicht geboten.

Akku kalibrieren
Im Playstore finden sich einige Tools um den Akku zu kalibrieren. Diese versprechen die Akkulaufzeit zu erhöhen. Was diese Apps aber wirklich machen, ist einfach die Datei batterystats.bin zu löschen oder zumindest zu manipulieren. In dieser werden die Akkuinformationen, etwa über den Verbrauch einzelner Apps, gespeichert. Diese wird dann einfach vom System neu erstellt. Es kann also sein das ganz kurz eine Verbesserung zu spüren ist, weil die Infos erst wieder vom System zusammengesammelt werden müssen. Also mehr Schein als Sein.

RAM Cleaner oder Taskkiller
Seit den ersten Versionen von Android gibt es auch die RAM Cleaner Apps. Diese versprechen den Ram (Arbeitsspeicher) immer schön leer zu halten. Dies ist genau der Schwachsinn bzw. die Unsinnigkeit daran.

Den der Arbeitsspeicher sollte ja voll sein und zwischenspeichern, damit Programme schnell laufen. Der RAM ist um einiges schneller als der Speicher am Handy. Wird also immer alles nur vom Speicher des Handys geladen, anstatt vom schnellen RAM, dann verlangsamt es das Handy bzw. die Programm und genau das Gegenteil tritt auf als das was dieses "Tool" verspricht.

Das selbe bei sogenannten Taskkillern. Diese beenden immer wieder Programme welche in den RAM geladen werden und somit muss das Programm immer wieder vom Speicher des Handy gestartet werden und reagiert somit langsamer.

Somit werden durch diese mehr Speicherzugriffe, mehr Rechenpower gebraucht und somit auch mehr Akkuverbrauch generiert.

Defragmentierung unter Android
Wer kennt es nicht aus den guten alten PC Zeiten? Die Defragmentierung der Festplatte, damit er wieder schneller läuft.

Auch unter Android werden solche Tools angeboten. Aber warum? Vielen dürfte wohl klar sein, das im Handy keine ratternde Festplatte steckt?

In Handys stecken spezielle Flash-Speicher-Chips, die sich laufend um die optimale Anordnung der Daten auf dem Speicher kümmern. Somit tun diese "Tools" im Normalfall auch exakt gar nichts. Selbst wenn sie den nötigen Low-Level-Zugriff auf den gesamten lokalen Speicher hätten (was sie aber nicht haben), könnten sie diesem dann auch maximal Schaden zufügen, anstatt irgendeinen Nutzen zu bringen. Durch den Defragmentierungsvorgang werden unweigerlich unnötige Schreibzyklen produziert, die die Flash-Bausteine schnell altern lassen und somit den Speicher schneller zerstören. Flash-Chips erlauben nur eine gewisse Anzahl an Schreibzyklen, bevor sie nicht mehr beschrieben werden können.

Die Cleaner-Apps
Dann noch die Cleaner-Apps, die versprechen in regelmäßigen Abständen Apps zu optimieren und somit das Gerät wieder flotter machen.

Die Apps löschen dann meist die Cache-Speicher der einzelnen Apps und erzeugen somit den Effekt das die jeweilige App beim nächsten Start länger braucht um zu starten. Unnötige Schreibzyklen inklusive.

Auch ist es nicht nötig einer App, die deinstalliert wurde, "nach zu putzen", weil die Cachedateien bei der deinstallieren mit gelöscht wurden.

Kann man ohne diese Tools trotzdem optimieren?
Ganz klar... Ja.

Die einfachste und beste Methode ist, nicht genutzte Apps zu deinstallieren. Diese verbrauchen Speicher und Ressourcen umsonst.

Besonders gilt dies für Apps die man gar nicht freiwillig installiert hat, was gerne als Bloatware (Apps die der Hersteller mitliefert) bezeichnet wird. Diese können zwar üblicherweise nicht komplett (zumindest nicht ohne Root) entfernt werden, lassen sich aber meist zumindest deaktivieren.


Tags:#Android




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