Facebooks Libra macht Druck auf Notenbanken - Experten sind skeptisch
30. Dez. 2019, 12:27 | 0 KommentareOeNB-Experten: Jede digitale Zentralbankwährung hat Potenzial, Bargeld zu verdrängen - Bargeld erfüllt Funktionen, die digitales Geld nicht leisten kann
Während der Bitcoin seinen Zenit als Aufreger in der Finanzwelt bereits überschritten haben dürfte, ist Facebooks Libra heuer zum neuen Feindbild für Investoren, Nationalstaaten und Regulierer aufgestiegen. Besonders auf die Notenbanken macht das Projekt Druck, eigene Lösungen zu entwickeln - erste Pläne für digitale Währungen sind bereits in Arbeit. Experten und Volkswirte sind dagegen skeptisch.
Jede Form einer digitalen Zentralbankwährung hat das Potenzial Bargeld, Bankeinlagen oder beides als Mittel zur Zahlung und zur Geldverwahrung zu verdrängen - mit weitreichenden Konsequenzen für Privatleben, Finanzstabilität und der Arbeitsteilung zwischen dem privaten und öffentlichen Sektor bei der Kreditallokation
... schreiben die Ökonomen Paul Pichler, Martin Summer und Beat Weber der Oesterreichische Nationalbank (OeNB) in einer aktuellen Analyse.
Bargeld erfülle wichtige Funktionen in der herrschenden Geldwirtschaft und könne nicht einfach ohne Verlust seiner Vorteile digitalisiert werden. Viele Vorzüge basierten auf seiner Eigenschaft als physisch vorhandenes Zahlungsmittel - beispielsweise Anonymität bei der Zahlung, Unmittelbarkeit der Transaktion, Inklusion aller Gesellschaftsschichten (auch ärmerer und älterer Leute), Unabhängigkeit von technischen Geräten sowie Krisenfestigkeit.
Darüber hinaus benötige ein Zahlungsmittel immer auch Legitimität - sein Wert bestimmt sich auch darüber, ob die Menschen an den Wert des Geldes glauben und ihn anerkennen - um seine Funktionen überhaupt ausüben zu können. Für die OeNB-Ökonomen ist nicht zweifelsfrei gegeben, dass digitales Geld denselben Legitimitätsstatus genießen könne wie Bargeld heutzutage.
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