aleX am 30. Nov. 2020 um 20:09 | Lesezeit: 10 Minuten, 45 Sekunden

PCR sind Scheisse und funktionieren nicht

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Bild: Pixabay - Symbolbild

Durch die sozialen Medien geistert wiedermal ein Ding das beweisen soll das PCR nicht funktionieren und Corona ist wiedermal eine Lüge.

Tja, es geistert wiedermal ein Ding durch die Sozialmediakanäle diverser Leugner. Diesmal ist es sogar ein Report und dieser soll eindeutig beweisen das der Drosten-PCR nicht funktioniert.

Es handelt sich um einen Beweis das der "Drosten-PCR" (Corman et al., 2020) nichts bringen um SARS-CoV-2 nachweisen zu können.

Dann fangen wir mal an mit der Recherche und schauen mal um was es sich hierbei handelt ..

Es ist eine Webseite, die extra nur dafür eingerichtet wurde, einen "Report" zu präsentieren, den ein paar Leute bei Eurosurveillance (Der Zeitschrift, in der die PCR publiziert wurde) eingereicht haben, um nachweisen zu wollen, dass die PCR aus der Corman et al.-Arbeit nichts tauge und in der sie fordern, dass diese Arbeit zurückgezogen werden solle.

Hier fängt es aber auch schon mal an, wenn man weiß wie man seriös Publikationen einreicht. Nämlich:

  • Einreichen bei einem Fachjournal, dann abwarten des Peer Review, ggf. Überarbeiten und/oder nochmal einreichen, bis das Werk akzeptiert und publiziert wird

  • Einstellen als vorläufige Daten auf einem Preprint-Server, so dass andere es vor einer eventuellen klassischen Veröffentlichung schon zur Verfügung haben und ggf. nutzen und bewerten können.


Alternativ, zu einer echten eigenständigen Veröffentlichung, kann man auch Kommentare schreiben (kann man sich in etwa wie einen Leserbrief vorstellen) und hier auf Fehler hinweisen und im schlimmsten Fall auch ein Zurückziehen der Veröffentlichung fordern. Auf solche Kommentare können die Originalautoren meist antworten und dann werden Kommentar und Antwort ggf. zusammen veröffentlicht, das Originalpaper korrigiert oder zurückgezogen.

Das ist auch der Grund warum es im Corman-Paper bereits 2 Korrekturen gibt.

Somit ist dieser Borger et al. "Review report", von der oben erwähnten Webseite, also schon mal sehr komisch. Hier wird die normale Publikationskultur umgangen und ein Werk auf ungewöhnlichem Weg publik gemacht und dann in die Sozialen Medien gestreut. Wirkt also auf mich wenig Vertrauen erweckend.

Was ist also der Grund und warum wendet sich dieses Werk nicht über normale Kanäle an die wissenschaftliche Gemeinschaft? Sollen hier normale Kontrollinstanzen umgangen werden, um direkt Laien zu beeinflussen? Der Verdacht drängt sich auf, beweisen kann man das natürlich nicht.

Aber wo soll nun der Fehler im Corman-Paper liegen? Schaut man nun z.B. auf Google Scholar (Eine Google Funktion für Literaturrecherche wissenschaftlicher Dokumente) dann entdeckt man über 2.500 Zitierungen, darunter auch Arbeiten, die verschiedene PCR-Nachweise vergleichen. Sprich der Borger et al. Report müsste also schon ziemlich schwer zu entdeckende Fehler belegen, sonst wäre kaum zu erklären, dass das Corman-Paper nicht schon längst zerrissen worden ist.

Ja aber was deckt der Borger et al. Report nun auf? Schauen wir mal auf den Inhalt ..

Als allererstes: Das Werk hat keine experimentellen Daten. Alles sind rein theoretische Überlegungen. Das ist schon mal sehr schwach, um ein etabliertes, von zahlreichen Laboren angewandtes Verfahren zu kritisieren. Es werden aber 10 große Kritikpunkte angeführt:

  • Punkt 1 und 2 beziehen sich auf Primerdesign und eingesetzte Konzentration, die von einem "Standard Operational Protocol" abweichen und daher ungeeignet sein sollen. Wer schon einmal eine PCR etabliert hat, weiß, dass Primerdesign und PCR-Bedingungen immer empirisch ausgetestet und optimiert werden müssen. Sich hier auf "Standardbedingungen" zu berufen, ist also nicht stichhaltig und geht an der Laborrealität weit vorbei!

  • Punkt 3 bemängelt, dass die PCR kein komplettes Virus von Virusfragmenten unterscheiden könne. Das stimmt zwar rein technisch, ist aber diagnostisch egal, wenn die PCR ja gerade dazu da ist, das Vorhandensein viraler RNA nachzuweisen! Kein einzelnes diagnostisches Verfahren bildet den gesamten Krankheitsverlauf ab. Mit diesem Punkt könnte man auch auf einen Freispruch plädieren, wenn vom Mörder nur Blutspuren, Fingerabdrücke und Videoaufnahmen vorliegen, aber niemand den ganzen Mörder am Tatort nachgewiesen hat!

  • Punkt 4 ist wieder ein technisches Detail, das eine Abweichung vom "Standardprotokoll" beim Primerdesign ankreidet. Hier wird bemängelt, dass die Annealingtemperaturen der Primer zu weit auseinanderlägen. Das ist sicher nicht optimal, aber bei der Wahl spezifischer Primer ist es eben nicht immer möglich, gleichzeitig optimale Eigenschaften für die PCR und optimale Spezifität zu erreichen, das muss wieder empirisch ausprobiert werden.

  • Punkt 5 bemängelt, dass der Test keinen CT-Wert vorgibt, ab dem der Test als positiv gewertet wird. Das klingt stichhaltig, ist aber leider auch Blödsinn. Der CT-Wert ist der Zyklus, an dem das Signal einer qPCR zum ersten Mal eine bestimmte Schwelle überschreitet. Das hängt von der Anfangskonzentration der vervielfältigten Nukleinsäure ab und von der Lage dieser Schwelle. Bei verschiedenen Extraktionsprotokollen, PCR-Cyclern usw. kann beides variieren (Die Schwelle muss immer hoch genug gelegt werden, um von zufälligen Schwankungen der Basislinie sicher nicht überschritten zu werden, was wieder empirisch optimiert wird). Außerdem ist der CT-Wert bei der Corman-PCR tatsächlich gar nicht so entscheidend, da hier die vervielfältigte DNA nicht - wie in der Anfangszeit der qPCR üblich - einfach über die DNA-Menge (via interkalierender Farbstoffe) nachgewiesen wird, sondern (wie heute in diagnostischer qPCR üblich) mit einer spezifischen Sonde. Unspezifische PCR-Produkte, die bei hoher Zykluszahl entstehen können, sollten also auch kein (gutes) Signal ergeben. Positiv ist also eine PCR, die einen für das System realistischen CT-Wert und die erwartete Kurvenform ergibt - und das für zwei unabhängige Gene des Virus!

  • Punkt 6 "The PCR products have not been validated at the molecular level." ist eigentlich dank der spezifischen Primer, dem Nachweis per Sonde und dem Beleg des nicht-Nachweises von verwandten Viren mit dem gleichen System auch Unsinn.

  • Punkt 7 bemängelt die Kontrollen. Kontrollen sind im Corman-Paper angegeben.

  • Punkt 8 wiederholt, dass das Testprotokoll zu vage sei und es keine SOP (Standard Operating Procedure) gäbe. Aber eine SOP ist im allgemeinen laborspezifisch und muss das auch sein, da liegt die Pflicht also vor allem beim anwendenden Labor (siehe oben).

  • Punkt 9 behauptet ohne irgendeinen Beleg, dass wohl kein echtes Peer-Review stattgefunden hätte, was eigentlich Verleumdung ist, bei einem so vielfach reproduzierten Verfahren aber dann fast auch egal, denn inzwischen haben ja tausende Wissenschaftler "darauf geschaut"!

  • Punkt 10 unterstellt "conflicts of interest". Da wurde ein möglicher tatsächlich nachgetragen, das kann bei einer schnellen Veröffentlichung passieren (sollte natürlich nicht!), aber inwiefern Interessenskonflikte die Wissenschaft im Paper invalidieren, wird nicht wirklich begründet. Auch das wirkt eher wie ein Rufmordversuch.


Tja und was kommt raus wenn man alle Kritikpunkte zusammenfasst?

  • Die Primer und Protokoll sind nicht perfekt, aber sind sie nie.

  • Das Paper wurde verdammt schnell begutachtet und die Autoren haben dazu einen Weg gewählt, wo sie Kontakte hatten. Das ist aber auch nicht unüblich und Fehlverhalten müsste immer noch nachgewiesen werden!


Man könnt noch soviel tiefer ins Detail gehen, aber bleiben wir einfach bei der Tatsache das PCR-Test nur nachweisen ob sich Erbgut des neuen Coronavirus im Organismus befindet, es wird also getestet, ob man mit dem Erreger infiziert ist. Es weist nicht nach ob man daran erkrankt ist oder wird. Spricht, bist positiv kannst es weitergeben, aber musst nicht selbst dran erkranken.

Aber weil es so schön ist und dieser Blogeintrag eh schon so lang ist, hier nochmals die Unterschiede von Grippe und dem Virus SARS-CoV-2, die Erkrankung heißt, wie wir wissen, COVID-19:

Gemeinsamkeiten:

  • Ähnliche Symptome wie Fieber, Husten, Kurzatmigkeit, trockener Hals, Kopf- und Gliederschmerzen

  • Zwischen Infektion und Krankheitsausbruch können mehrere Tage vergehen

  • Bereits vor Krankheitsausbruch ist man ansteckend

  • Verbreitung durch Tröpfcheninfektion

  • Krankheitsverlauf kann zu Komplikationen bei Älteren, Vorerkrankten und Schwangeren führen. Wobei es mittlerweile auch bei Patienten ohne Vorerkrankungen zu schweren Verläufen gekommen ist


Unterschiede:

  • Grippeviren verursachen leichte bis schwere Erkrankungen, SARS-CoV-2 führt gehäufter zu mittleren bis schweren Erkrankungen

  • Eine Grippe-Erkrankung wird zumeist nach 1-4 Tagen ausgelöst, bei COVID-19 kann es nach bisherigem Kenntnisstand bis zu 14 Tage dauern, bis die Krankheit ausbricht

  • COVID-19 ist bei bestimmten Bevölkerungs- und Altersgruppen ansteckender als Grippe, zudem wurde beobachtet, dass sich das SARS-CoV-2 Virus schneller und einfacher verbreitet als Grippeviren, besonders bei Menschenansammlungen (Hot Spots)

  • Grippe ist besonders für jüngere Kinder gefährlich. COVID-19 infiziert zwar mehr ältere Menschen, doch bei erkrankten Kindern und Jugendlichen wurde ein höheres Risiko für ein Multisystem-Entzündungssyndrom festgestellt

  • Von der Grippe erholt man sich allgemein innerhalb weniger Tage. Bei COVID-19 wurden Spätfolgen wie Blutgerinnsel in den Venen und Arterien der Lunge, des Herzens, der Beine und des Gehirns festgestellt

  • Gegen die Grippe gibt es Impfungen, zudem besteht eine gewisse Grundimmunität. Gegen COVID-19 gibt es noch keine Impfung (kommt ja erst nächstes Jahr bei uns), nur die Symptome können behandelt werden.

  • Influenza-Viren gibt es in vielen Variationen, das neue Coronavirus hingegen mutiert langsamer und geringfügiger


Update:
Weil ich es immer und immer wieder höre, was der Erfinder des PCR-Tests gesagt haben soll ..

Der Nobelpreis-Träger Kary Mullis und Erfinder des PCR-Tests hat keine generelle Aussage zur Eignung als Virusnachweis getroffen.

Alle Ihm bisher zugeschriebenen Zitate beziehen sich auf den Nachweis von HIV. Aber ob diese Aussagen wirklich von Ihm stammen, ist zudem auch unklar. Wir können Ihn ja leider nicht mehr fragen.

Update:
Corona-PCR-Tests können SARS-CoV-2 nicht von Erkältungsviren unterscheiden? Doch!

Eine Meldung geht durch die Welt und wird in SocialMedia wieder mal heiß diskutiert. Ein neu entwickelter Corona-Test solle in der Lage sein, Erkältungsviren und SARS-CoV-2 zu unterscheiden.

https://ress.at/coronapcrtests-koennen-sarscov2-nicht-von-erkaeltungsviren-unterscheiden-doch-news24122020131910.html

Update:
Es gibt eine neue Studie zur PCR Tests der Universität Duisburg/Essen und diese lässt Verschwörer wieder mal hoch jubeln.

Aber warum? Die Studie beweist das die Tests ihre Arbeit tun und genau das rausfinden, für das sie gemacht wurden ...

Ich will jetzt nichts Detail der ganzen Studie eingehen. Diese findet man ganz schnell über Google (oder beliebige Suchmaschine) ..

Die Studie sagt grob zusammengefasst aus, dass die PCR perfekt sind um eine Infektion nachzuweisen, aber nicht um zu beweisen, dass Getestete das Coronavirus auf Mitmenschen auch übertragen können.

Aber warum wird gejubelt?

Weil die Tests bisher ja auch verwendet wurden um die Quarantäne festzulegen. Aber wie schon erwähnt gab es keinen Beweis das der Infizierte ansteckend war. Deswegen gehen viele Personen, welche in Quarantäne geschickt wurden, dass dies nicht rechtmäßig war, weil eben kein Beweis auf Ansteckungsgefahr.

Die Autoren der Studie schlugen also vor, zusätzlich zu den PCR-Tests auch immer den so genannten "Cycle-Threshold-Wert" zu ermitteln. Dieser zeigt dann auch an, wie hoch die Ansteckungsgefahr tatsächlich ist, die von einem Infizierten ausgeht.

Zusammengefasst ..

Ja, die PCR-Tests, ohne zusätzlich den "Cycle-Threshold-Wert" zu ermitteln, sind eine schlechte Grundlage für politische Maßnahmen.

Aber die Tests funktionieren und machen was sie sollen. Nicht mehr und nicht weniger.

Update:
Ein kleines Update, weil sich soviele an den von Dr. Drosten, im Januar 2020, entwickelten PCR-Test weiterhin hängen bzw. berufen. Das ist völlig unsinnig, da diese schon lange von niemandem mehr genutzt werden. Es wurden buchstäblich Hunderte neue entwickelt, die inzwischen Anwendung finden.

Also hört endlich auf mit dem leidigen Thema und den ersten PCR Tests von Drosten.


Kommentar des Autors

Noch eine witzige Anekdote am Schluss ..

Da ich einige Leugner (leider) kenne und nun immer wieder von denen höre:

COVID-19 ist ein Grippe-Virus wie jeder andere!


.. aber es die selben Personen sind, welche wenn sie eine Grippe haben im Sterben liegen (typische Männergrippe), frage ich mich schon, ob nicht COVID-19 sie auch hart treffen würde und sie besser aufpassen sollten.

Faktum bleibt also auch weiterhin, Grippeviren unterscheidet, sowohl im Verhalten als auch im Krankheitsverlauf enorm. Facebook und Telegramgruppen sind auch weiterhin keine gute Informationsquellen. Die Aliens sind auch noch nicht, in großer Zahl, unter uns, weil das wüsste ich und könnte endlich die Heimreise antreten. Ne Spaß, ich bleibe (leider) hier ^^





Ich bin offen für eure Kommentare und gerne können wir über diesen Text in den Kommentaren diskutieren.


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